Mindestreservepolitik
Mindestreservepolitik
Die Kreditinstitute müssen einen Teil ihrer Einlagen bei den Landeszentralbanken hinterlegen. Die Höhe der Mindestreservepflicht kann durch die EZB geändert werden. Eine Erhöhung des Mindestreservesatzes führt zu einer Verknappung der Überschussreserve. Die Geschäftsbanken können weniger Kredite an ihre Kunden vergeben. Damit wird der Zins für Kredite ansteigen, während die Nachfrage nach Investitionsgütern sinkt.
Eine Senkung des Mindestreservesatzes bewirkt das Gegenteil: Die Überschussreserve steigt, die Banken können ihr Kreditangebot ausweiten. Da das Angebot an Geld steigt, kann der Zins für Kredite sinken, und die Nachfrage nach Krediten steigt an. Die zunehmende Nachfrage hat einen positiven Effekt auf die Konjunktur.
| Mindestreservesatz steigt | Mindestreservesatz fällt | |
| ↓ | ↓ | |
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Überschussreserve fällt |
Überschussreserve steigt |
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| ↓ | ↓ | |
| Geldschöpfungspotenzial der Banken verringert sich | Geldschöpfungspotenzial der Banken erhöht sich | |
| ↓ | ↓ | |
| Zinsen steigen; Inflation wird bekämpft | Zinsen sinken | |
| ↓ | ↓ | |
| Kreditnachfrage sinkt | Kreditnachfrage steigt | |
| ↓ | ↓ | |
| Konjunktur wird gebremst | Konjunktur wird angekurbelt |
Wirksamkeit der Mindestreservepolitik
Steigende Mindestreservesätze beschränken das Geldschöpfungspotenzial der Banken sehr wirksam. Wenn vonseiten der Kunden der Geschäftsbanken Nachfrage nach Geld besteht, müssen die Zentralbanken das Geld mit anderen Mitteln oder an anderer Stelle ausleihen. Geld wird knapper. Der Zins wird steigen und einer Inflation entgegenwirken. Steigende Zinsen bedeuten tendenziell einen Rückgang der Nachfrage nach Krediten. Solange die Unternehmen eine ausreichende Rendite mit dem geliehenen Geld erzielen können, werden sie ihre Kreditnachfrage nicht drosseln. Neben der Finanzierung durch die Geschäftsbanken bestehen für die Unternehmen auch andere Finanzierungsmöglichkeiten. Das Ziel der Konjunkturdämpfung wird dann unter Umständen nicht in voller Höhe erreicht, wenn die Unternehmen auf Eigenfinanzierungsarten zurückgreifen.
Wird das Geldschöpfungspotenzial durch fallende Mindestreservesätze höher, so muss ein sofortiges Sinken der Kreditzinsen nicht zwingende Folge sein. Sinkende Zinsen müssen nicht zwangsläufig eine steigende Kreditnachfrage nach sich ziehen, da die Nachfrage nach Krediten nicht ausschließlich vom Zins abhängig ist. Wenn die Renditen der Unternehmen trotz niedriger Zinsen zu gering sind, wird die Kreditnachfrage nicht im gewünschten Umfang steigen. Eine Kreditaufnahme bedeutet nicht zwangsläufig eine Erhöhung der Nachfrage nach Investitionsgütern. Die Kredite können auch dazu genutzt werden, fällige Verbindlichkeiten zu begleichen.
Der Mindestreservesatz beträgt seit Januar 2012 1 % (Stand: Mai 2020). Daraus ist ersichtlich, dass die EZB die Mindestreservepolitik nicht als Hauptinstrument zur Geldmengensteuerung ansieht.
Mindestreservepolitik: Übung
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Mindestreservepolitik: Aufgaben
Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:
Aufgaben:
1 Erläutern Sie den Begriff Mindestreservesatz.
2 Erläutern Sie, was man unter Mindestreservepolitik versteht.
3 Erläutern Sie, in welcher konjunkturellen Situation die EZB den Mindestreservesatz erhöhen wird.
4 Beurteilen Sie die Wirkung eines fallenden Mindestreservesatzes.