Inflation – Wirkungen

Inflation schadet Gläubigern und begünstigt Schuldner

Gläubiger wie etwa die Besitzer von Sparguthaben erhalten durch die Inflation bei Rückzahlung der Sparguthaben zwar nominal den gleichen, real jedoch einen geringeren Wert. Gleichzeitig müssen die Schuldner real weniger zurückzahlen. Die Kreditinstitute sind von der Inflation auf zweifache Weise betroffen: Sie treten als Schuldner auf, wenn sie Einlagen entgegennehmen, und als Gläubiger, wenn sie Geld verleihen.

Flucht in Sachwerte

Da bei einer Inflation das Geldvermögen (Sparguthaben) entwertet wird, führt dies zu einer Geldanlage in Sachwerten (Grundstücke, Gebäude). Manche Kritiker gehen davon aus, dass Inflation die soziale Ungleichheit verstärke, weil Sachvermögen nur zu einem relativ hohen Betrag erworben werden kann. Den Arbeitnehmern bliebe nur die Möglichkeit, Sparguthaben anzusammeln. Man kann jedoch auch mit kleinen Beträgen Anteile an Immobilienfonds erwerben, so dass dieses Argument entkräftet ist.

Benachteiligung bestimmter sozialer Gruppen

Empfänger von Sozialhilfe oder Wohngeld u.dgl. hinken mit ihrer Einkommensentwicklung der allgemeinen Lohn-Preis-Entwicklung hinterher. Sie haben keine starken Verbände, die Jahr für Jahr einen Inflationsausgleich durchsetzen könnten.

Auch Rentner werden häufig als Leidtragende der Inflation genannt. Da jedoch die Dynamisierung der Renten in Deutschland an die Nettolohnentwicklung gekoppelt ist, macht sich die Inflation nur durch eine zeitliche Verzögerung bei der Rentenanpassung bemerkbar.

Negative Beeinflussung der Zahlungsbilanz

Wenn nur im Inland Inflation herrscht und das Preisniveau im Ausland stabil ist, bedeutet dies einen Anstieg der Importe, weil die Waren im Ausland günstiger zu erwerben sind. Gleichzeitig sinken die Exporte, weil die Preise im Inland gegenüber dem Ausland zu hoch sind. Dadurch sinken die Unternehmergewinne und die Investitionsbereitschaft mit nachteiligen Folgen für die Gesamtwirtschaft.

Kostensteigerung für die Güterproduktion

Erhöhte Rohstoff- und Arbeitspreise können nicht immer in den ohnehin schon hohen Preisen an die Konsumenten weitergegeben werden. Die Unternehmergewinne und die Investitionsbereitschaft sinken. Es besteht die Gefahr einer Preisspirale, weil die Zulieferer von Unternehmen die Preise gegenüber ihren Kunden erhöhen und diese wiederum als Zulieferer für andere Unternehmen auftreten.

Negative Auswirkungen auf den Haushalt des Staates

Anfangs steigen durch eine Inflation die Steuereinnahmen des Staates, weil er dadurch höhere indirekte Steuern (z.B. Umsatzsteuer) und höhere direkte Steuern (z.B. Einkommenssteuer) erhält. Sobald es jedoch aufgrund der gestiegenen Preise zu einem Nachfrage- und Beschäftigungsrückgang kommt, sinken die Steuereinnahmen des Staates. Gleichzeitig nehmen die staatlichen Ausgaben für Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe zu. Das Budgetdefizit des Staates vergrößert sich. Deshalb wird der Staat versuchen, die Steuern zu erhöhen oder die Ausgaben zu senken. Beides ist wiederum nachteilig für die Gesamtwirtschaft.

Insgesamt sind die Folgen einer Inflation als negativ zu beurteilen. Wenigen Inflationsgewinnern wie etwa den Schuldnern stehen viele Verlierer gegenüber. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen stellen die politische Ordnung in Frage und können zu einer Gefahr für die Demokratie werden.

Wirkungen: Übung

Vervollständigen Sie die nachstehenden Aussagen.

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Inflation – Wirkungen: Aufgaben

Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:

Aufgaben:

1 Nehmen Sie Stellung zu der Behauptung, dass Arbeitnehmer durch Inflation stärker benachteiligt werden als Arbeitgeber.

2 Kann man die Rentner als Leidtragende der Inflation bezeichnen? Begründen Sie Ihre Aussage.

3 Erläutern Sie die Wirkung der Inflation auf das Staatsbudget.

4 Sie lesen folgenden Textauszug:

„Lohnentwicklung in Deutschland  25.04.2024

….Im Jahr 2023 ist der Reallohn erstmals wieder leicht gestiegen. Es gelang den Gewerkschaften, hohe Tarifabschlüsse zu erstreiten. Diese wurden mit der hohen Inflation begründet – und auch der Fachkräftemangel stärkt die Position der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Nominallöhne stiegen im vergangenen Jahr um 6 Prozent – wegen der hohen Inflation blieb aber nur ein realer Zuwachs von 0,1 Prozent.“

URL: https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/547787/lohnentwicklung-in-deutschland/ (aufgerufen am 03.07.2024)

4.1 Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen einer Reallohnsteigerung und der Inflationsrate.

4.2 Gehen Sie jeweils auf eine Auswirkungen von Reallohnsteigerungen für die Arbeitnehmer und für die Unter­nehmen ein und erläutern Sie in diesem Zusammenhang den Begriff Lohn-Preis-Spirale.

Lösungen

Diese Aussage beruht auf der Annahme, dass Inflation eine Flucht in Sachwerte fördert, für die ein höheres Einsatzkapital erforderlich ist, über das ein durchschnittlicher Arbeitnehmer nicht verfügt. Das Argument kann dadurch entkräftet werden, dass man sich auch schon mit geringerem Kapital über Fonds an Sachvermögen beteiligen kann.

Die Erhöhung der Renten ist in Deutschland nicht an die Inflation, sondern an die Nettolohnentwicklung gekoppelt. Zu einem gewissen Teil erhalten Rentner erst später höhere Einkommen, weil die Rentenanpassung häufig erst zeitlich verzögert durchgeführt wird.

Zunächst steigen die Steuereinnahmen des Staates, weil durch den Preisanstieg höhere indirekte und direkte Steuereinnahmen erfolgen. Im Zuge des durch Preiserhöhungen verursachten Rückgangs der Nachfrage und des Angebots steigen die Ausgaben des Staates, so dass eine Neuverschuldung oder eine weitere Steuererhöhung die Folge sein muss, die den Preisauftrieb zusätzlich beschleunigt.

Der Nominallohn ist das Arbeitsentgelt, das Beschäftigte verdienen. Dem gegenüber steht der Reallohn. Er spiegelt die reale Kaufkraft des Nominallohns wider. Hier wird auch einberechnet, wie stark die Preise gestiegen sind.

  • Aus Sicht der Arbeitnehmer: Da bei einer Reallohnsteigerung die Nominallöhne stärker ansteigen als die Preise, können Arbeitnehmer mit ihrem Einkommen real mehr Güter erwerben als vorher.
  • Aus Sicht der Unternehmen: Jede Lohnsteigerung ist für Unternehmen mit einem Anstieg der Kosten verbunden. Kann diese Erhöhung nicht an die Konsumenten weiter­ge­ge­ben werden, geht dies bei den Unternehmen zu Lasten des Gewinns.
  • Wenn viele Unternehmen ihre Preise erhöhen, besteht die Gefahr, dass das allgemeine Preisniveau ansteigt und die Gewerkschaften erneut hö­here Löhne fordern. Als Folge wird eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt, die die Inflation weiter antreibt; das wirtschaftspolitisch ge­wünschte Ziel der Preisniveaustabilität ist somit gefährdet.