Konjunkturindikatoren

Allgemeiner Überblick

Üblicherweise wird zur Darstellung des Konjunkturzyklus das Nationaleinkommen verwendet. Die wirtschaftliche Entwicklung lässt sich jedoch auch mit anderen Größen messen, die man Konjunkturindikatoren nennt. Einige Indikatoren, aus denen die Unternehmen oder der Staat Schlüsse ziehen können, sind nachfolgend genannt:

Indikatoren Erläuterung
Frühindikatoren Entwicklung der Auftragseingänge in der Investitionsgüterindustrie Eine Erhöhung der Investitionsgüternachfrage geht häufig mit einer Verbesserung der Beschäftigung einher.
Entwicklung der Auftragseingänge in der Konsumgüterindustrie Wenn der private Konsum steigt, ist eine positive Wirkung auf die wirtschaftliche Entwicklung zu erwarten.
Lagerbestand Steigen die Lagerbestände, so kann man von davon ausgehen, dass die Unternehmen ihre Produktion drosseln werden. Ein Abschwung kann dadurch angezeigt werden.
Gegenwartsindikatoren Auslastung des Produktionspotenzials Eine steigende Auslastung zeigt einen Aufschwung an. Sinkt die Auslastung, kann der Übergang in eine Rezession erfolgen.
Umsatzzahlen Steigende Umsatzzahlen zeigen an, dass eine positive wirtschaftliche Entwicklung zu erwarten ist.
Spätindikatoren Entwicklung der Arbeitslosenzahlen Steigende Zahlen zeigen, dass die Wirtschaft unterbeschäftigt ist. Die Unternehmen werden sich mit Investitionen zurückhalten, weil eine zurückgehende Konsumgüternachfrage zu erwarten ist.
Entwicklung der offenen Stellen Wenn die Zahl der offenen Stellen steigt, erwarten die Unternehmen eine Erhöhung der Konsumgüternachfrage und werden Investitionen durchführen.

Die Indikatoren bieten Anhaltspunkte zur Vorhersage und für die Analyse des Konjunkturverlaufs. Unternehmen und Staat können mit Hilfe dieser Indikatoren ihre Plandaten korrigieren oder ergänzen. Der Staat kann seine Steuer-schätzungen vervollständigen – Unternehmen können ihre Lagerbestände korrigieren. Aufgrund der Analysen treffen Regierung und Zentralbank ihre Entscheidungen, um die Heftigkeit der Konjunkturausschläge gering zu halten und die negativen Wirkungen von Konjunkturbewegungen abzuschwächen.

Konjunkturindikatoren: Übung

Vervollständigen Sie die nachstehenden Aussagen.

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Konjunkturindikatoren: Aufgaben

Testen Sie Ihr Wissen an folgenden Beispielen:

Aufgaben:

1 Definieren Sie den Begriff Konjunkturindikatoren.

2 Nennen und beschreiben Sie zwei Frühindikatoren.

3 Erläutern Sie die Indikatoren „Arbeitslosenzahl“ und „offene Stellen“.

4 Welche Schlüsse kann der Staat aus den Konjunkturindikatoren ziehen?

5 Erläutern Sie, weshalb die Konjunkturindikatoren für die Europäische Zentralbank von Interesse sind.

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Deutsches Konjunkturpaket: Wer hat noch nicht, wer will noch mehr?

„Schon zu Beginn der Corona-Krise hat die deutsche Regierung geklotzt: Ihr im März aufgelegtes Corona-Hilfsprogramm mit Kurzarbeitergeld, Liquiditätshilfen für Unternehmen und weiteren Massnahmen umfasst unter Einrechnung von Eventualverpflichtungen aus Kreditgarantien rund 1200 Mrd. € oder etwa einen Drittel des jährlichen Bruttoinlandprodukts (BIP). Damit zählt es zu den weltweit umfangreichsten Programmen. Nun sieht die Politik die Zeit gekommen für den nächsten Streich: Seit Dienstag verhandeln die Spitzenpolitiker der Regierungsparteien CDU, CSU und SPD über ein Konjunkturpaket, das der Wirtschaft wieder auf die Beine helfen soll…“

Quelle: Link, aufgerufen am 23.05.2022

6.1 Begründen Sie, in welcher Konjunkturphase der Staat die oben beschriebene Maßnahme ergreifen wird. Stellen Sie zudem den idealtypischen Konjunkturverlauf in einer Skizze mit vollständiger Beschriftung dar.

6.2 Beschreiben Sie anhand der Indikatoren reales BIP, Arbeitslosenzahlen und Auftragseingänge die konjunkturelle Phase aus Aufgabe 6.1. Ordnen Sie zudem die einzelnen Indikatoren in eine Kategorie ein.

Lösungen

Unter einem Konjunkturindikator versteht man aussagefähige Daten über die zukünftige, gegenwärtige oder vergangene wirtschaftliche Situation eines Landes.

Die Auftragseingänge in der Konsum- und Investitionsgüterindustrie bezeichnet man als Frühindikatoren. Steigende Auftragseingänge deuten auf einen Aufschwung, sinkende auf einen Abschwung hin.
Als weiterer Frühindikator ist der Lagerbestand der Unternehmen zu nennen. Man geht davon aus, dass sinkende Lagerbestände einen Aufschwung ankündigen. Steigende Lagerbestände verbindet man mit einem Konjunkturabschwung, weil man davon ausgeht, dass die Nachfrage schrumpft.

Steigt die Zahl der Arbeitslosen, so geht man von einem Abschwung aus. Ein Aufschwung geht – zumindest im idealtypischen Modell – mit sinkenden Arbeitslosenzahlen einher.
Bei der Zahl der offenen Stellen verhält es sich umgekehrt. Wenn die Zahl der offenen Stellen sinkt, werden weniger Mitarbeiter benötigt – die Produktion ist rückläufig. Steigt die Zahl der offenen Stellen, fordern die Unternehmen mehr Personal an, weil sie höhere Produktionszahlen haben.

Die Steuereinnahmen des Staates hängen vom Konjunkturverlauf ab. Um eine ausreichende Planungsbasis zu erhalten, müssen die geplanten Steuereinnahmen für die in naher Zukunft liegenden Werte korrigiert werden.
Der Staat betreibt Konjunkturpolitik – er versucht u.a. die Dauer und die Auswirkungen der Rezessionsphasen durch die Erhöhung der staatlichen Aufträge zu verkürzen oder abzumildern.

Da die Europäische Zentralbank über den Zinssatz in die Konjunktur einzugreifen versucht, ist es wichtig, möglichst frühzeitig über den wahrscheinlichen Verlauf der Konjunktur informiert zu sein. So soll sicher gestellt werden, dass keine falschen Entscheidungen getroffen werden.

Die angesprochenen Maßnahmen werden in der Phase der Rezession ergriffen, um die Nachfrage zu steigern, da in dieser Phase u.a. eine hohe Arbeitslosigkeit bzw. Kurzarbeit herrscht. Durch diese Maßnahmen soll die Konjunktur belebt werden.

Frühindikator (z.B. Auftragseingänge oder Lagerbestände):

Rückläufige Auftragslage der Unternehmen bzw. zunehmende Lagerbestände bei Investitions-und Konsumgüter deuten auf eine Verschlechterung der Konjunktur hin.

Gegenwartsindikator (z.B. reales BIP oder Kapazitätsauslastung)

Geringer Anstieg oder Stagnation des realen BIP bzw. sinkende Kapazitätsauslastung zeigen eine schwache Konjunktur an.

Spätindikator (z.B. Arbeitslosigkeit)

Zunehmende Arbeitslosigkeit oder steigende Kurzarbeiterzahlen zeichnen die Phase der Rezession aus.