Flexible Arbeitszeitmodelle
Allgemeine Informationen
Eine Flexibilisierung der Arbeitszeit liegt vor, wenn es zu Abweichungen bezüglich der Dauer und Verteilung verglichen mit der Normalarbeitszeit kommt. Hieraus können Interessenskonflikte zwischen den Arbeitnehmern und Arbeitgebern resultieren.
Teilzeit
Bei der Teilzeit handelt es sich um eine Verkürzung der Wochen- oder Jahresarbeitsstunden verglichen mit der Vollarbeitszeit eines vergleichen Arbeitsplatzes. Die gesetzlichen Bestimmungen zur Teilzeit finden sich in dem Gesetz über Teilzeit und befristete Arbeitsverträge.
Beispiel: Herr Ziegler arbeitet an drei Tagen in der Woche als Sachbearbeiter im Finanzamt Würzburg, um die Pflege seiner Eltern bewältigen zu können. Seine Wochenarbeitszeit hat sich damit von regulär 40 Stunden auf 20 Stunden verringert.
Gleitzeit
Die Gleitzeit gewährt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Spielraum, in welchem die Wochenarbeitszeit abgeleistet werden kann. Vielfach wird eine Kernarbeitszeit definiert, in der die Angestellten an dem Arbeitsplatz verfügbar sein müssen. Die Gleitzeit eröffnet den Arbeitnehmern Freiheiten in der zeitlichen Ausgestaltung, die zu einer gesteigerten Arbeitszufriedenheit führen sollen.
Beispiel: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Max Brauer AG können durch das Modell der Gleitzeit selbst bestimmen, in welchem Zeitraum sie ihre Wochenarbeitszeit von 38 Stunden ableisten möchten. Lediglich in der Kernzeit zwischen 10:00 Uhr und 14:00 Uhr müssen alle Mitarbeiter anwesend sein, um die vielen telefonischen Bestellanfragen beantworten zu können.
Schichtarbeit
Im Rahmen der Schichtarbeit leisten die Mitarbeiter ihre Tätigkeit an zeitlich versetzten Terminen ab. Schichtarbeit kommt immer dann zum Einsatz, wenn die gängige Tagesarbeitszeit überschritten werden muss. Diese Abweichung kann geldlich oder humanitär begründet sein: Während Firmen eine bessere Auslastung der Maschinen anstreben (Stichwort: Fixkostendegression), müssen Krankenhäuser aus Gründen der Versorgung ihrer Patienten eine zeitlich vollumfängliche Anwesenheit der Mitarbeiter gewährleisten.
Beispiel: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion der Max Brauer AG arbeiten zur besseren Auslastung der Maschinen im Drei-Schicht-Betrieb. Sie rotieren im Rhythmus von zwei Tagen zwischen der Früh-, Spät- und Nachtschicht.
Lebensarbeitszeit
Bei der Lebensarbeitszeit handelt es sich um die Summe an Jahren, die ein Mensch mit Arbeit verbringt. Der Zeitraum beginnt mit der Aufnahme von Arbeit und endet dann, wenn die Person aus dem Arbeitsleben ausscheidet. Das Ende der Arbeitsphase kann dabei geplant (z.B. Ruhestand) oder ungeplant (z.B. Arbeitsunfähigkeit) eintreten.
Die Brutto-Lebensarbeitszeit (=mögliche Arbeitsjahre) wird durch Unterbrechungen (z.B. Ausbildung, Studium, Elternzeit) verkürzt. Die Netto-Lebensarbeitszeit errechnet sich aus der Differenz zwischen der Brutto-Lebensarbeitszeit abzüglich der Unterbrechungen. Es ist denkbar, die Brutto-Arbeitszeit aufgrund einer gestiegenen Lebenserwartung in einem Land anzupassen. Ein mögliches Instrument ist das Anheben des Renteneintrittsalters.
Die Arbeitszufriedenheit soll durch neue Möglichkeiten der Unterbrechung erreicht werden. Bedeutsam ist hierbei das Sabbatical (dt. Sabbatjahr), definiert als die Möglichkeit, ein Jahr in Teilzeit oder freigestellt zu verbringen.
Beispiel: Nach 48 Jahren Betriebszugehörigkeit (Ausbildung, Angestelltenverhältnis) wird Frau Maier mit 66 Jahren in den Ruhestand entlassen.
KAPOVAZ
Bei dem Begriff handelt es sich um eine Abkürzung, die für „Kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit“ steht. Eine fest vereinbarte Wochen- bzw. Monatsarbeitszeit wird auf Abruf durch den Arbeitgeber geleistet. Dieser Abruf orientiert sich an dem Arbeitsaufkommen des Unternehmens und erfordert von dem Arbeitnehmer eine hohe Flexibilität. In der extremsten Ausgestaltung muss der Arbeitnehmer zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung stehen. In dem deutschen Arbeitsrecht werden die Ankündigungs- und Mindestarbeitszeiten reglementiert, um die Arbeitnehmer vor unangemessenen Härten zu schützen.
Beispiel: Frau Müller vereinbart mit ihrem Arbeitgeber eine Arbeitsleistung von 20 Wochenstunden. Der Arbeitgeber legt die Arbeitsstunden nach seiner betrieblichen Auslastung fest und passt die Zeiten wöchentlich neu an.