Soziale Marktwirtschaft

Der Mittelweg zwischen Freiheit und Sicherheit

Das Wirtschaftsystem der Bundesrepublik Deutschland wird als Soziale Marktwirtschaft bezeichnet. Das „Politlexikon“ von Schubert/Klein definiert diese Form der Wirtschaftsordnung folgendermaßen:

„S.M. bezeichnet eine Wirtschaftsordnung, die auf der Basis kapitalistischen Wettbewerbs dem Staat die Aufgabe zuweist, sozialpolitische Korrekturen vorzunehmen und auf sozialen Ausgleich hinzuwirken. Das wirtschaftspolitische Modell der S.M. wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem von L. Erhardt und A. Müller-Armack entwickelt und gilt als Grundlage der dt. Wirtschafts- und Sozialordnung. Der Aufbau eines Sozialstaates als Korrektiv kapitalistischen Wirtschaftens ist aus Sicht der S.M. notwendig, weil die sozialen Verwerfungen des ungehemmten Kapitalismus wesentlich mit zu den politischen Erschütterungen und den beiden Weltkriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beitrugen.“

Schubert/Klein, Das Politiklexikon, Bonn 2001: Verlag J.H.W. Dietz

Das Menschenbild, das diesem Konzept zugrunde liegt, zielt einerseits auf ein in Freiheit, andererseits aber auch auf ein in Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft handelndes Wirtschaftssubjekt. Die Wirtschaftsordnung wird also durch das Spannungsverhältnis von Freiheit und sozialer Verantwortung bestimmt. In welchem Verhältnis diese Elemente genau zueinander stehen, wird durch das Grundgesetz nicht festgelegt. Ob die Wirtschaft mehr Freiheit oder mehr sozialen Bindungen unterliegt, hängt vom politischen Willen der Mehrheit der Bundesbürger ab. In den Nachkriegsjahren wurden die sozialen Rechte stark ausgebaut und betont. Ein Netz der sozialen Sicherheit entstand, um das die BRD in vielen Ländern beneidet wurde. Seit den 90er Jahren begann eine Diskussion um die Grenzen des Sozialstaats, viele soziale Rechte und Regelungen wurden als lähmend für die wirtschaftliche Entwicklung kritisiert. Heute sind die großen Parteien der Meinung, dass die Wirtschaftsordnung wieder liberalisiert werden muss, um mehr Dynamik in die Wirtschaftsentwicklung Deutschlands zu bringen.