Abschlussprüfung 2022, Teilbereich II

Aufgabe II

Die SPORT AG ist ein industrieller Hersteller von qualitativ hochwertigen Sportartikeln, die in verschiedenen Werken an unterschiedlichen Standorten produziert und europaweit vertrieben werden.

Sie sind in der Abteilung Kostenrechnung tätig und informieren sowie beraten die Unternehmensleitung.

Aufgabe 1

Die SPORT AG stellt im Werk Rosenheim ausschließlich den hochwertigen und besonders armschonenden Tennisschläger Superspin her. Für diesen Schläger wird ein Angebotspreis in Höhe von 198,00 € je Schläger festgelegt.

Aus der Vorkalkulation des Monats April liegen für den Tennisschläger Superspin folgende Daten vor:

Materialkosten 64,80 €/Stück
Fertigungslöhne 14,00 €/Stück
Maschinenstundensatz 40,00 €/Stunde
Laufzeit der Maschine je Schläger 18,00 Minuten
Entwicklungskosten 0,60 €/Stück
Verpackungskosten 1,92 €/Stück
Materialgemeinkostenzuschlagssatz 80,00 %
Restfertigungsgemeinkostenzuschlagssatz 90,00 %
Verwaltungs-/Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatz 12,00 %
Vertreterprovision 6,00 %
Skonto 2,00 %

Aufgabe 1.1

Für den kommenden Monat Mai plant die SPORT AG anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens einen Sonderrabatt in Höhe von 25,00 % auf den Tennisschläger Superspin einzuräumen. Bisher wurde kein Rabatt gewährt. Allerdings soll diese Aktion nur umgesetzt werden, wenn mit dem Schläger weiterhin ein Gewinnzuschlag von mindestens 15,00 % erreicht werden kann.

Formulieren Sie für die Unternehmensleitung eine rechnerisch begründete Empfehlung hinsichtlich der Durchführung der Sonderrabattaktion. (5 BE)

Aufgabe 1.2

Die SPORT AG erwägt, die bisher zur Herstellung des Tennisschlägers Superspin eingesetzte Maschine durch die neue Maschine „Raqueta- Rapida C3PO“ zu ersetzen.

Die Unternehmensleitung wird der Investition allerdings nur zustimmen, wenn sich dadurch der bisherige Maschinenstundensatz um mindestens 20,00 % verringert.

Folgende Daten liegen Ihnen zur Prüfung vor:

Maschine „Raqueta-Rapida C3PO“

Anschaffungskosten 48.000,00 €
Preisindex 110,0
Nutzungsdauer 10 Jahre
Kalkulatorischer Zinssatz p. a. 5,00 %
Instandhaltungskosten im Monat 132,00 €
Platzbedarf der Maschine 20,00 m2
Kalkulatorische Miete je m2 im Monat 18,50 €/m2
Energiegrundgebühr im Monat 49,00 €
Sonstige fixe Maschinenkosten im Monat 829,00 €
Energiebedarf je Stunde 95 kWh/h
Energiepreis je kWh 0,20 €/kWh
Laufzeit im Monat 160 Stunden

Ermitteln Sie den neuen Maschinenstundensatz und geben Sie der Unternehmensleitung eine begründete Empfehlung hinsichtlich der Beschaffung der neuen Maschine. (5 BE)

Aufgabe 2

Im Werk Großwallstadt wird ausschließlich der Handball Fackel gefertigt.

Die Abteilung Kostenrechnung der SPORT AG weist für den Monat Juni folgende Werte aus der Vorkalkulation aus:

Herstellkosten der Abrechnungsperiode 412.000,00 €
Verwaltungs-/Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatz 20,00 %
Sondereinzelkosten des Vertriebes gesamt 7.200,00 €
Vorläufiger Verkaufspreis je Stück 65,00 €
Angebotspreis je Stück 82,00 €

Ferner liegen folgende Daten zu den unfertigen und fertigen Erzeugnissen des Monats Juni vor:

Anfangsbestand der unfertigen Erzeugnisse 74.000,00 €
Schlussbestand der unfertigen Erzeugnisse 52.700,00 €
Bestandsmehrung der fertigen Erzeugnisse 13.300,00 €

Der Istkalkulation für den Monat Juni können u. a. folgende Werte entnommen werden:

Herstellkosten des Umsatzes: 446.000,00 €

Verwaltungs-/Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatz: 15,25 %

Im Juni wurden 12.000 Handbälle Fackel verkauft, wobei sämtliche Vertriebskonditionen stets in Anspruch genommen wurden.

Berechnen Sie Art und Höhe der gesamten Kostenabweichung und beschreiben Sie eine konkrete Ursache, die im Rahmen der Pandemie und den damit verbundenen Folgen, zu der Kostenabweichung in der Kostenstelle Verwaltung/Vertrieb geführt haben könnte. (5 BE)

Aufgabe 3

Die SPORT AG produziert an verschiedenen Standorten in Deutschland unterschiedliche Stöcke. Folgende Darstellung liegt Ihnen zur Information vor:

Aufgabe 3.1

Analysieren Sie die obenstehende Graphik hinsichtlich des Beitrags der Produkte zur Deckung der Fixkosten des jeweiligen Werks. (5 BE)

Aufgabe 3.2

Im Werk Hof werden ausschließlich Wanderstöcke produziert.

Die maximale Produktionskapazität der Wanderstöcke je Monat liegt bei 20.000 Paaren und verursacht dabei im Werk Hof monatlich Fixkosten in Höhe von 55.000,00 €.

Im Monat Juli konnten nur 10.500 Wanderstockpaare verkauft werden. Marktforschungsergebnisse prognostizieren mittelfristig einen weiteren Absatzrückgang.

Dennoch strebt die Unternehmensleitung der SPORT AG eine Verbesserung des im Monat Juli erzielten Betriebsergebnisses für das Werk Hof an. (5 BE)

Hierfür stehen die beiden folgenden Maßnahmen zur Diskussion:

Maßnahme 1:

Die Wanderstöcke verfügen bisher über besonders gelenkschonende Griffe. Als Reaktion auf den prognostizierten Absatzrückgang sollen durch die Wahl eines günstigeren Grifflieferanten die variablen Kosten je Paar um 10 % gesenkt werden. Dadurch würde die abgesetzte Menge auf 10.000 Paar pro Monat zurückgehen. Alle anderen Daten bleiben unverändert.

Maßnahme 2:

Die SPORT AG erhöht den Verkaufspreis der Wanderstöcke um 2,50 € je Paar. Dem Absatzrückgang soll mit einer einprägsamen Werbemaßnahme entgegengewirkt werden, um neue zahlungskräftige Zielgruppen zu gewinnen. Hierfür fallen monatlich zusätzlich 15.000,00 € an. Man kalkuliert mittelfristig mit einem Auftragsvolumen von 12.000 Paar pro Monat. Alle anderen Daten bleiben unverändert.

Aufgabe 3.2.1

Prüfen Sie für die Unternehmensleitung beide Möglichkeiten zur Er- reichung des vorgegebenen Unternehmensziels und entscheiden Sie sich begründet für eine der beiden Maßnahmen. (6 BE)

Aufgabe 3.2.2

Erstellen Sie für eine Besprechung eine vollständig beschriftete Graphik im Rahmen einer Gesamtbetrachtung, die den Gewinnverlauf der Wanderstockpaare der Ausgangssituation und für Ihre in 2.1 gewählte Maßnahme von 0 Stück bis zur Kapazitätsgrenze zeigt.

Kennzeichnen Sie zudem das neue Betriebsergebnis. (4 BE)

[Maßstab: 1 cm ≙ 2.000 Paar; 1 cm ≙ 20.000,00 €]

Lösungen

MK 64,80
+ FL 14,00
+ RFGK 90,00 % 12,60
+ MaKo 12,00 (40,00 * (18 / 60))
+ SEKF 0,60
HK 104,00
+ VwVtGK 12,00 % 12,48
+ SEKVt 1,92
SK 118,40
+ Gewinn 15,39 % 18,22
VVP 136,62
+ VerPro 6,00 % 8,91
BVP 145,53
+ Skonto 2,00 % 2,97
ZVP 148,50
+ Rabatt 25,00 % 49,50
AP/LP 198,00

Die Sonderrabattaktion ist möglich, da ein Gewinn in Höhe von 15,39 % erzielt werden kann und somit die Vorgabe von mindestens 15,00 % erfüllt wird.

Berechnung der Maschinenkosten pro Monat:

Kalkulatorische Abschreibung (48.000,00 * 1,1) / (10 * 12) 440,00
Kalkulatorische Zinsen ((48.000,00 * 0,5 * 0,05) / 12) 100,00
Instandhaltungskosten 132,00
Raumkosten (20,00 * 18,50) 370,00
Energie (95,00 * 0,20 * 160,00) 3.040,00
Energiegrundgebühr 49,00
sonstige MaKo 829,00
Summe der MaKo 4.960,00
Laufzeit im Monat 160,00
MSS (4.960,00 / 160) 31,00

Prozentuale Senkung des MSS:

(40,00 – 31,00) / 40,00 = 0,225 –> 22,50 %

Die Maschine erfüllt die Vorgaben der Unternehmensleitung, da der Maschinenstundensatz um mehr als 20 % gesenkt werden könnte. Daher ist die Anschaffung der Maschine zu empfehlen.

% Istkosten Unter-/Überd. % Normalkosten
HKA 412.000,00
BVUE + 21.300,00
HKFE 433.300,00
BVFE – 13.300,00
HKU 446.000,00 – 26.000,00 420.000,00
VwVtGK 15,25 % 68.015,00 + 15.985,00 20,00 % 84.000,00
SEKVt 7.200,00 7.200,00
SKU 521.215,00 – 10.015,00 511.200,00

In der Kostenstelle Verwaltung/Vertrieb sind die Istkosten geringer als die Normalkosten. Es liegt in dieser Kostenstelle eine Überdeckung vor.

Mögliche pandemiebedingte Ursachen, z. B.:

Im Bereich der Verwaltung kam es durch die Pandemie zu einer verstärkten Arbeit im Homeoffice. Dadurch sank der tatsächliche Verbrauch an Büromaterial (Kopien, Toner u. ä.) gegenüber dem zuvor kalkulierten Wert.

Durch Nachfrageausfälle kam es zu verringerten Auslieferungstätigkeiten. Dadurch fiel im Fuhrpark, dessen Gemeinkosten zum Teil verursachungsgerecht auf den Vertrieb verteilt werden, tatsächlich ein geringerer Verbrauch an Betriebsstoffen an, als zuvor kalkuliert wurde. Zudem mussten möglicherweise weniger Wartungs- und Reparaturarbeiten am Fuhrpark vorgenommen werden als ursprünglich eingeplant.

Basisinformation

Die Graphik zeigt in einem Säulendiagramm die Erlöse und die variablen Kosten je Paar (Ordinate) der drei Produkte Skistöcke (Werk Isny), Trekkingstöcke (Werk Cham) und Wanderstöcke (Werk Hof) der SPORT AG für den Monat Juli 2021. Die Daten der unternehmenseigenen Darstellung sind in Euro je Paar angegeben.

Beschreibung

Bei den Skistockpaaren liegt der Erlös mit 50,00 € am höchsten, die variablen Kosten betragen 30,00 €, etwas geringer sind die Erlöse je Paar der Trekkingstöcke (40,00 €) und auch die variablen Kosten sind mit 25,00 € niedriger. Ebenso 25,00 € variable Kosten haben die Wanderstockpaare, sie weisen aber mit 30,00 € den geringsten Erlös auf.

Interpretation

Die Skistöcke erzielen je Paar mit 20,00 € den höchsten Stückdeckungsbeitrag. Die Trekkingstöcke weisen einen Deckungsbeitrag je Paar von 15,00 € auf. Den geringsten Stückdeckungsbeitrag liefern die Wanderstockpaare mit 5,00 €. Alle drei Produkte erwirtschaften somit einen positiven Stückdeckungsbetrag je Paar und können so einen Beitrag zur Deckung der im jeweiligen Werk anfallenden fixen Kosten leisten. Das Ausmaß der tatsächlichen Deckung der Fixkosten in den drei Werken ist jedoch auch von den jeweils abgesetzten Mengen abhängig.

Ausgangssituation:

                       Juli             

e                                 30,00

 -kV                            25,00

=db                              5,00

 *m                      10.500 Stück 

= DB                    52.500,00

 – KF                     55.000,00

= BE                     -2.500,00

Maßnahme 1 Maßnahme 2
e 30,00 32,50
-kV 22,50 25,00
=db 7,50 7,50
*m 10.000 12.000
=DB 75.000,00 90.000,00
-KF 55.000,00 70.000,00
=BE 20.000,00 20.000,00

Beide Maßnahmen führen zu einer Verbesserung des Betriebsergebnisses um 22.500,00 €.

(Jede der beiden Maßnahmen kann mit einer sinnvollen Begründung gewählt werden.)

z. B.:

Man sollte sich für Maßnahme 1 entscheiden, weil die Gewinnschwellenmenge früher erreicht wird und somit weitere Absatzrückgänge besser verkraftet werden können.

z. B.: Maßnahme 1

(Zeichnung aus drucktechnischen Gründen nicht maßstabsgetreu)