Abschlussprüfung 2020, Teilbereich III

Aufgabe III

Die WINDOOR AG fertigt qualitativ hochwertige Bauelemente wie Fenster, Türen und Rollläden. Sie produziert ausschließlich in Deutschland.

Aufgrund ihrer ansprechenden Produkte verfügt die WINDOOR AG über eine hohe Markenbekanntheit und ein hervorragendes Image.

Die WINDOOR AG hat sich für das nächste Geschäftsjahr zum Ziel gesetzt, ihre Wettbewerbsposition weiter zu stärken.

Sie sind in unterschiedlichen betrieblichen Funktionsbereichen tätig. Sie bereiten Entscheidungen vor, werten Daten aus und beraten die Unternehmensleitung.

Aufgabe 1

Zur Einschätzung der aktuellen Marktsituation liegen Ihnen für die strategischen Geschäftseinheiten (SGE) der WINDOOR AG folgende Daten aus dem internen Rechnungswesen und der Marktforschung vor:

SGE Fenster

Classic

SGE

Türen

SGE

Rollläden

relativer Marktanteil 1,40 1,80 0,80
Marktwachstum in % 3,50 0,50 1,50

Das durchschnittliche Marktwachstum der Branche liegt bei 2 %.

Aufgabe 1.1

Erstellen Sie für eine Präsentation das Marktwachstum-Marktanteils-Portfolio für die WINDOOR AG mit den SGE Fenster Classic (FC), Türen (T) sowie Rollläden (R) und erläutern Sie eine geeignete Normstrategie für die SGE Türen (T). (6 BE)

Aufgabe 1.2

Im aktuellen Geschäftsjahr entwickelte die WINDOOR AG den neuen Fenstertyp Cover.

Dieser ermöglicht es, durch eine einzigartige, luftreinigende Glasbeschichtung u. a. Pollen und Keime selbst bei geschlossenem Fenster aus der Raumluft zu filtern. Der Vorstand entschließt sich zur Aufnahme des Fenstertyps Cover als zusätzliche SGE in das Produktionsprogramm.

Aufgabe 1.2.1

Begründen Sie auf Basis des Marktwachstum-Marktanteils-Portfolios die Entscheidung des Vorstands der WINDOOR AG, den Fenstertyp Cover als zusätzliche SGE aufzunehmen. (2 BE)

Aufgabe 1.2.2

Die Unternehmensleitung steht vor der Entscheidung, für die Markteinführung der SGE Cover eine Preisstrategie zu bestimmen.

In diesem Zusammenhang stehen die Hochpreisstrategie oder die Niedrigpreisstrategie zur Wahl.

Diskutieren Sie eine der beiden unterschiedlichen Preisstrategien im Hinblick auf eine erfolgreiche Markteinführung der SGE Cover. (5 BE)

Aufgabe 2

Bisher ist die Produktion der WINDOOR AG als Werkstattfertigung organisiert, weil die Bauelemente in vielen verschiedenen Ausführungen nach individuellen Kundenwünschen hergestellt werden.

Ein bundesweit tätiger Fertighausanbieter, die ACOGEDORA GmbH, würde in Zukunft eine sehr große Menge genormter, gleicher Fenster abnehmen. Im Rahmen des geplanten langfristigen Liefervertrages müsste die WINDOOR AG der ACOGEDORA GmbH aber erhebliche Mengenrabatte auf die Produkte gewähren.

Aufgabe 2.1

Die Unternehmensleitung bittet Sie, die Eignung der bisherigen Werkstattfertigung, die in insgesamt fünf Werkstätten durchgeführt wird, für die Fertigung der Fenster gemäß des Auftrages der ACOGEDORA GmbH zu prüfen.

Beschreiben Sie den Organisationstyp Werkstattfertigung und beurteilen Sie die Eignung der Werkstattfertigung anhand von zwei Kriterien. (4 BE)

Aufgabe 2.2

Im Rahmen der Diskussion um die Wahl des geeigneten Organisationstyps der Fertigung zur Abwicklung der Aufträge der ACOGEDORA GmbH wird innerhalb der Geschäftsleitung der WINDOOR AG auch erwogen, die Fließfertigung im Drei-Schicht-Betrieb langfristig einzuführen und auf die Werkstattfertigung in diesem Bereich zu verzichten.

Von einigen Mitgliedern der Geschäftsleitung wird dieser Organisationstyp der Fertigung aus ökonomischer Sicht für den Auftrag der ACOGEDORA GmbH als zwingend notwendig erachtet. Der Betriebsrat der WINDOOR AG spricht sich allerdings wegen ethisch-sozialer Aspekte gegen diesen Vorschlag aus.

Aufgabe 2.2.1

Nennen Sie aus Sicht der WINDOOR AG jeweils ein auf die Situation bezogenes ökonomisches Ziel und ein ethisch-soziales Ziel und erläutern Sie deren Zielbeziehung. (3 BE)

Aufgabe 2.2.2

Diskutieren Sie die Einführung eines Drei-Schicht-Betriebes aus Sicht der WINDOOR AG. (5 BE)

Lösungen

Bei der SGE Türen handelt es sich um eine Cashcow. Es muss nur noch wenig investiert werden, um weiterhin Überschüsse zu erwirtschaften. Die Abschöpfungsstrategie (Defensivstrategie) empfiehlt den Marktanteil der Cashcow zu erhalten, aber die Finanzmittelüberschüsse für andere, vielversprechende Geschäftseinheiten zu nutzen.

z. B.: Das Marktwachstum-Marktanteils-Portfolio der WINDOOR AG weist derzeit kein Nachwuchsprodukt auf. Dieses ist jedoch erforderlich, um langfristig den Unternehmenserfolg zu sichern. Daher ist die Markteinführung des neuartigen Fensters Cover zu empfehlen, da man aufgrund der innovativen Eigenschaften von einem überdurchschnittlichen Marktwachstum ausgehen kann.

z. B.: Hochpreisstrategie

Pro: Da es sich bei dem neuen Fenster Cover mit seiner einzigartigen Glasbeschichtung um ein innovatives und hochwertiges Produkt handelt, hat die WINDOOR AG bei dieser SGE ein Alleinstellungsmerkmal.

Contra: Es besteht die Gefahr, dass sich zu wenig Kunden wegen des hohen Preises für das Produkt entscheiden.

Fazit: Da die WINDOOR AG qualitativ hochwertige Bauelemente ausschließlich in Deutschland produziert und über eine hohe Markenbekanntheit und ein hervorragendes Image verfügt, ist die Hochpreisstrategie durchsetzbar und daher zur Markteinführung zu empfehlen.

Alternativ:

z.B.: Niedrigpreisstratgie

Pro: Durch die Niedrigpreisstrategie können von Beginn an hohe Stückzahlen abgesetzt und so eine schnelle Marktdurchdringung erreicht werden. Die höhere Auslastung der Produktionskapazitäten führt zur Fixkostendegression und somit zur Verringerung der Stückkosten.

Contra: Es besteht die Gefahr, dass der Kunde mit einem niedrigen Preis eine geringe Produktqualität assoziiert.

Fazit: Da die WINDOOR AG jedoch Wert auf qualitativ hochwertige Produkte legt, ist die Niedrigpreisstrategie bei der Einführung der SGE Cover nicht zu empfehlen.

z. B.:

Der Organisationstyp Werkstattfertigung gliedert den Fertigungsprozess nach Tätigkeiten. Die Produkte durchlaufen einzelne Werkstätten, in denen Arbeitsplätze und Maschinen mit gleichen Verrichtungen wie z. B. Bohren, Lackieren, Fräsen zusammengefasst sind.

Die Werkstattfertigung ist für den Auftrag der ACOGEDORA GmbH wenig geeignet.

Folgende Gründe sprechen z. B. gegen eine Werkstattfertigung:

Der Auftrag für die ACOGEDORA GmbH muss wegen des Mengenrabattes sehr kostengünstig hergestellt werden. Die Werkstattfertigung verursacht aber durch die Wege von Werkstatt zu Werkstatt relativ hohe innerbetriebliche Transportkosten.

Der vergleichsweise unübersichtliche Fertigungsprozess und die lange Durchlaufzeit bei der Werkstattfertigung können zu Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Terminen führen.

z. B.:

Ökonomisches Ziel: Gewinnmaximierung

Ethisch-soziales Ziel: Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter

Es liegt ein Zielkonflikt zwischen dem Ziel der Gewinnmaximierung und dem Ziel des Schutzes der Gesundheit der Mitarbeiter vor. Fließfertigung und Schichtarbeit steigern zwar durch eine kostengünstige Produktion den Gewinn, der Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter wird aber gleichzeitig durch die monotone, körperlich anstrengende Fließfertigung und die Belastungen der Schichtarbeit schwieriger zu erreichen sein.

z. B.:

Pro: Ein Drei-Schicht-Betrieb steigert die Auslastung der Maschinen auf ein Maximum. Dies wirkt sich positiv auf die Produktivität und die Kosten der WINDOOR AG aus.

Contra: Ein Drei-Schicht-Betrieb ist mit erheblichen Belastungen für die Gesundheit der Mitarbeiter verbunden, weil er den natürlichen Schlafrhythmus beeinträchtigt. Dadurch können u. a. die Fehlzeiten und die Arbeitsleistungen der Arbeitnehmer negativ beeinflusst werden.

Fazit:

Aus Sicht der WINDOOR AG ist die Einführung der Schichtarbeit zu befürworten, weil sie die Wettbewerbsposition des Unternehmens verbessert. Ein Schichtplan nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sollte die Nachteile für die Gesundheit der Mitarbeiter möglichst gering halten.