Der Umgang mit Bild-Quellen

Historische Gemälde geben uns vielfältige Einblicke in die Geschichte. Hier lernen Sie an einem Beispiel, wie sie ein Gemälde analysieren können.

Methode: Bilder und Gemälde analysieren

Beschreiben Sie das Gemälde möglichst detailliert. Benennen Sie die Elemente, die zu sehen sind  (Personen oder Tiere, Gebäude oder eine Landschaft, Gegenstände oder Symbole). Falls das Bild eine bestimmte Situation oder Handlung zum Ausdruck bringt, versuchen Sie sie mit eigenen Worten zu beschreiben. Finden Sie für die Beschreibung geeignete Adjektive. Klären Sie zuletzt, welche Perspektive der Künstler,  eingenommen hat und welchen Ausschnitt das Gemälde zeigt. Wirkt es eventuell inszeniert oder gestellt?

Fragen an die Quelle:

  • Wie ist der Bildaufbau? (Perspektive, Proportionen, Vordergrund und Hintergrund, Zentrum)
  • Unter welchen Umständen ist das Bild entstanden? Stammt das Bild aus Friedens- oder Kriegszeiten?
  • Wie sind die Figuren dargestellt? (Mimik, Gestik, Kleidung)
  • Welche Gegenstände sind dargestellt? Welche Symbole werden verwendet?
  • Wie ist die Farbgebung?
  • Findet sich Schrift oder Beschriftung?

Bisher haben Sie sich nur mit dem Gemälde selbst beschäftigt. Jetzt sollen Sie noch die historischen Hintergründe erklären, die wichtig sind, um das Motiv, die Botschaft und die vom Künstler eingenommene Perspektive zu beurteilen. Während uns dies heute bei tagespolitischen Ereignissen oft schnell gelingt, müssen Gemälde aus anderen Epochen mithilfe von Darstellungstexten und Handbüchern in den historischen Kontext eingebunden werden.

Fragen an die Quelle:

  • Was bedeuten die einzelnen Gestaltungsmittel?
  • Lässt das Bild eine bestimmte Absicht des Fotografen oder Künstlers erkennen?
  • Welche Stimmung soll beim Betrachter erzeugt werden?
  • In welchen historischen Zusammenhang (Zeitalter/Epoche, Ereignis, Konflikt) lässt sich das Gemälde einordnen?
  • Welche Fakten und Abläufe sind wichtig zum Verständnis des Gemäldes?

Um das Gemälde beurteilen zu können, ist es wichtig, eine Fragestellung zu formulieren. Diese Fragestellung ergibt sich aus den Bezügen der eben erfolgten historischen Einordnung.

Aufgrund dieser Erkenntnisse, stellt sich die Frage …

Durch diese Fragestellung kann nun eine Beurteilung des Gemäldes vorgenommen werden. Begründen Sie ihr Urteil ausführlich.

Fragen an die Quelle:

Sachurteil

  • Welche Wirkung soll beim zeitgenössischen Betrachter erzielt werden?
  • Welche Absicht wurde mit den Bildern verfolgt?
  • Welche Sinn- und Deutungshorizonte in vergangener und gegenwärtiger Perspektive eröffnen sich
  • Gibt das Bild den historischen Gegenstand sachlich angemessen wieder?
  • Welches Bild würde Ihrer Meinung nach ein Journalist auswählen?

Werturteil

  • Bewerten Sie die Botschaft des Bildes aus Ihrer heutigen Sicht!

Beschreibung und Analyse

Die Pracht- und Machtentfaltung Ludwigs XIV. thematisiert in beispielloser Opulenz Hyacinthe Rigaud in dem 1701/02 entstandenen Porträt. Kaum ein Bildnis eines Potentaten der Zeit hat die Typologie des Herrscherporträts des 18. Jahrhunderts so geprägt, wie dieses Gemälde. Der Sonnenkönig posiert im prachtvollen Krönungsornat; auf blauem, d.h. himmlischem Farbgrund des Mantels leuchten die stilisierten Lilien des Hauses Bourbon auf, die Innenseite erstrahlt im Weiß des Hermelins, eines Fells, das Reichtum und absolute Reinheit symbolisiert.

Unter dem Mantel leuchtet das mit Edelsteinen besetzte „Schwert Karls des Großen“ hervor, das als Symbol der Legitimation des französischen Königtums gilt. Die Ordenskette des „Ordre du Saint-Esprit“ ist Hinweis auf die geistige Integrität und den hohen Status des Trägers. Die Krone liegt auf einem Kissen auf einem Pult, daneben die „Main de Justice“ als Symbol der höchsten richterlichen Gewalt des Königs. Auf das Kissen, das wie das Pult mit dem liliengemusterten Stoff des Mantels überzogen ist, stützt Ludwig XIV auch das Kriegsszepter mit der „fleur de lys“ zum Zeichen militärische Potenz. Dahinter erblickt der Betrachter eine Marmorsäule, ebenfalls ein Attribut der Herrschaft, deren Postament eine weibliche Gestalt mit Schwert und Waage ziert, die Allegorie der Gerechtigkeit. Der Säulenschaft wird größtenteils durch eine aufwendige purpurne Draperie verdeckt, die den hinter dem König stehenden Thron in Form eines Baldachins bekrönt. Der elegante, bewusst gewählte Ausfallschritt, unterstreicht ebenso die Herrscherpose wie das Stemmen der linken Hand in die Hüfte. Zur Inszenierung königlicher Macht und höfischer Repräsentation gehört selbstverständlich auch die erhöhte Position, da der König auf einem Podest stehend alles überragt und niemandem ebenbürtig scheint.

Quelle: https://www.bpb.de/gesellschaft/medien-und-sport/bilder-in-geschichte-und-politik/73218/herrscherbilder?p=all

Alte Welt trifft neue Welt | Bilder der „Entdeckung“ Amerikas

Aufgaben:

Die beiden Bilder zeigen die Szene aus verschiedenen Perspektiven. Beschreiben Sie für jedes Bild, wie Kolumbus und seine Mannschaften auf der einen, die indigene Bevölkerung auf der anderen Seite vom Maler wie (z.B.: Wie viel Platz wird beiden Gruppen auf dem Bild gegeben? – Wie unterscheiden sich das Aussehen von Europäern und indigenen Völkern?) und aus welcher Perspektive dargestellt werden. Falls Sie Hilfestellungen benötigen: Die gelben Punkte auf den Bildern geben Ihnen Hinweise über den Maler, die roten über die Perspektive des Bildes und die blauen über die Darstellung beider Gruppen.

Bild 1 | Puebla Tolín: „Primer desembarco de Cristóbal Colón en América“ (Originaltitel) – Die erste Landung des Kolumbus in Amerika, Historiengemälde von 1862 | Bildnachweis (Public Domain, Wikimedia)

Bild 2 | Albert Bierstadt: „The Landing of Columbus“ (Originaltitel) – Die Landung des Kolumbus, Historiengemälde von 1893 | Bildnachweis (Public Domain, Wikimedia)

Alte Welt trifft neue Welt | Bilder der „Entdeckung“ Amerikas, Auszug aus den Lernmodulen von  segu Geschichte, CC BY SA 4.0