Gesellschaftsmodelle: Soziale Milieus
Soziale Milieus und Lebensstile
Unter sozialen Milieus versteht man Gruppierungen von Menschen mit ähnlichen Werthaltungen, Mentalitäten und Lebensstilen und einer geteilten räumlich-sachlichen Umwelt (wie Stadtviertel, Region, Beruf, Bildung und Erziehung, Politik, Kultur). Bei kleineren Milieus kommt eine Art „Wir-Gefühl“ und ein erhöhter Binnenkontakt hinzu, der für sozialen Zusammenhalt sorgt. Soziale Milieus sind anders geartet als soziale Klassen und Schichten, die sich eher durch gemeinsame sozioökonomische Lebenslagen und Ressourcen auszeichnen. Sicher gibt es auch heute noch Klassenmilieus wie das Arbeitermilieu, doch deren Grenzen werden immer unschärfer. Häufig genug überschreiten Milieus die Grenzen von Klasse und Schicht wie etwa im katholischen Milieu, in dem der katholische Arbeiter wie der katholische Unternehmer zu Hause sind. Auch wenn sie eine sozialstrukturelle Basis haben, sollten Milieus eher, wenn auch nicht ausschließlich, als sozialkulturelle Einheiten verstanden werden. Zu einem sozialen Milieu gehören aber auch über gemeinsame Kulturmuster von Freizeit-, Konsum- und Lebensstilen hinausgehende Elemente, die in der Regel kein „Wir-Gefühl“ und keine verstärkte Binnenkommunikation erzeugen können. Der Milieubegriff ist somit offener als der Klassen- und Schichtbegriff.
Lebensstile kann man „als raum-zeitlich strukturierte Muster der Lebensführung fassen, die von Ressourcen (materiell und kulturell), der Familien- und Haushaltsform und den Werthaltungen abhängen. Die Ressourcen umschreiben die Lebenschancen, die jeweiligen Optionen und Wahlmöglichkeiten; die Haushalts- und Familienform bezeichnet die Lebens-, Wohn- und Konsumeinheit; die Werthaltungen schließlich definieren die vorherrschenden Lebensziele, prägen die Mentalitäten und kommen in einem spezifischen Habitus zum Ausdruck.“ (Müller 1997: 376 f.) In diesem Sinne kann man Lebensstile durch die Elemente Ganzheitlichkeit, Freiwilligkeit, Charakter sowie Stilisierungschancen und ‑neigungen charakterisieren. In wohlhabenden und liberalen Gesellschaften haben die Menschen mehr Chancen zur Stilisierung ihrer Lebensführung als in armen und autoritären Gesellschaften. Man denke nur an die alte liberale Bundesrepublik und die alte autoritäre Deutsche Demokratische Republik. Aber auch die individuellen Stilisierungsneigungen variieren je nach Alter und Schichtzugehörigkeit. In der Jugend und in den oberen Statuslagen sind sie am höchsten, im Alter und in den unteren Schichten am geringsten ausgeprägt.
Zwischen Werten, Milieus und Lebensstilen bestehen starke Verknüpfungen. Aber sie gehen nicht ineinander auf, denn dann benötigte man nicht drei Begriffe. Vereinfacht kann man sagen: Milieus sind Gruppierungen, in denen unter anderem typische Wertegefüge vorherrschen. Lebensstile entstehen, wenn Menschen aus bestimmten Milieus unter bestimmten Alltagsbedingungen typische Denk-, Verhaltens- und Kulturmuster zur Organisation ihres Alltagslebens ausbilden.
Quelle: Müller, Hans-Peter für die Bundeszentrale für politische Bildung. Link
Sinus-Milieumodell für Deutschland
Die Sinus-Milieus gruppieren Menschen in Gruppen Gleichgesinnter entlang zweier Dimensionen (Soziale Lage und normative Grundorientierung). Die Überschneidungen der „Kartoffeln“ zeigen an, dass die Übergänge zwischen den Milieus fließend sind.
Soziale Milieus in München

Von Robert Gabel – Von de:Benutzer:Matteo/Dieter am 20. Juli 2008 in die deutschsprachige Wikipedia geladen., Copyrighted free use, Link