Soziale Gruppe als System

Der Mensch – ein Gruppenwesen

Die Gruppe ist der Normalfall der Vergesellschaftung des Menschen

Der Freundeskreis, die Familie, die eigene Band oder Fußballmannschaft. Menschen sind Mitglieder in verschiedenen Gruppen. Das Verhalten einer Person kann selten ohne den Bezug zur Umwelt erklärt werden, ist also von dem Zusammenwirken mit anderen Menschen bestimmt. Gruppen beeinflussen uns – oft ohne dass es uns bewusst ist. Menschen verhalten sich und handeln in einer Gruppe anders, als wenn sie alleine sind.

Soziale Gruppe

Von einer sozialen Gruppe spricht man, wenn folgende Merkmale feststellbar sind:
Eine soziale Gruppe hat gemeinsame Interessen, Ziele und Regeln. So ist bspw. bei einer Fußballmannschaft klar, dass alle Mitglieder am Erfolg der Mannschaft interessiert sind. Für alle gilt die Regel, pünktlich zum Training zu erscheinen oder bei einem Spiel das Trikot zu tragen.

Oder: „Als soziale Gruppe gilt in Soziologie und Psychologie in der Regel eine Gruppe ab 3 Personen, deren Mitglieder sich über einen längeren Zeitraum in regelmäßigem Kontakt miteinander befinden, gemeinsame Ziele verfolgen und sich als zusammengehörig empfinden. Innerhalb der Gruppe entwickelt sich dabei neben gemeinsamen Normen und kollektiven Wertvorstellungen eine gruppeneigene Rollenverteilung.“

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Gruppe#cite_ref-Sch%C3%A4fers_1-0, aufgerufen am 23.07.20, 12:45]

Als Formelle Gruppen werden in der Soziologie und anderen Sozialwissenschaften soziale Gruppen bezeichnet, deren Ziele, Normen und Rollen sowie Satzung, Verordnungen und Richtlinien ausdrücklich vorgegeben sind, bzw. von der Gruppe selbst festgelegt wurden. Formelle Gruppen sind in der Regel fest organisiert, zweckbewusst aufgebaut und werden planmäßig geleitet. Die Mitgliedschaft in so einer Gemeinschaft beginnt und endet meist mit einem formalen Akt. Fast alle Jugendverbände, Jugendorganisationen, Vereine, Parteien sind im soziologischen Sinne formelle Gruppen. Aber auch Klassenverbände und Arbeitsgemeinschaften zählen zu diesem Gruppentypus.

Dem gegenüber steht die informelle Gruppe, die diese formalen Strukturen (noch) nicht ausgebildet hat und deren Mitgliedschaft eher lose ist.

Als Informelle Gruppen werden in der Soziologie und anderen Sozialwissenschaften soziale Gruppen bezeichnet, die sich mehr oder weniger spontan gebildet haben, und weder über formale Strukturen noch über festgelegte Ziele (siehe Formelle Gruppe) verfügen. Die Abwesenheit von formellen Strukturen heißt aber nicht, dass in solchen Gruppen keine klare Rollen-Verteilung existiert, beziehungsweise dass jeder einfach der Gruppe beitreten kann. Als typische informelle Gruppen werden die Cliquen bzw. Freundeskreise von Jugendlichen, aber auch Skatrunden angesehen.

(Quelle: https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/455195 und: https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/654742, aufgerufen am 05.02.21, 17:50)

Aufgaben:

  1. Definieren Sie jede der oben dargestellten Gruppentypen mit passenden Schlüsselbegriffen.

  2. Auch Sie sind Mitglied von verschiedenen Gruppen. Ordnen Sie Ihre Gruppen den dargestellten Gruppentypen zu.
    Manche Gruppen lassen sich mehreren Typen zuordnen.

Einige Rollen innerhalb von Gruppen

„In der Regel kristallisieren sich innerhalb kurzer Zeit in den Gruppen einzelne Positionen heraus, die von einzelnen Gruppenmitgliedern eingenommen und unterschiedlich ausgefüllt werden (die soziale Rolle kann unterschiedlich gespielt werden) oder aber von den anderen Gruppenmitgliedern einem Individuum zugesprochen werden. Mit den meisten Rollen identifizieren sich einzelne Gruppenmitglieder bewusst oder unbewusst, zugesprochene Rollen werden von ihnen akzeptiert oder aber abgelehnt. Man kann sagen, dass die Rollenübernahme und -zuschreibung sozial ausgehandelt wird.

Empirische Beispiele:

  • Ein Gruppenführer (instrumental leader) hat die Funktion, die Gruppe zusammenzuhalten, und bestimmt und koordiniert die Gruppenziele. In Gruppen, in denen es keinen offiziellen Gruppenleiter gibt, wetteifern meist der Beliebteste und der Normentreueste („Tüchtigste“) um diese Position (nach George C. Homans sind beide soziale Rollen unvereinbar).

  • Wer beliebt ist (emotional leader), hat die Funktion, die Gruppe zusammenzuhalten; er wird von allen gemocht und verkörpert die emotionale Seite der Gruppenbedürfnisse. Da er die ‚Strenge‘ der Gruppenmaßstäbe gerade nicht verkörpert, ist er als Gruppenführer meist erfolglos, oder er wird unbeliebter und kann so seine ursprüngliche Rolle verlieren.

  • Wer tüchtig ist, verkörpert die normativen Ziele der Gruppe. Damit kann er nicht der Beliebteste sein: „Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die keiner kann.

  • Mitläufer orientieren sich am Gruppenleiter.

  • Der Opponent hat eine besondere Beziehung zum Gruppenführer und hat als starkes Mitglied ebenfalls Leitungsqualitäten, ist jedoch nicht zum Führer gemacht worden und macht diesem (un)bewusst seine Position streitig. Der Opponent ist oft auch dafür verantwortlich, dass soziale Konflikte akut werden. Die dabei entstehenden Aggressionen richten sich nicht selten gegen schwächere Mitglieder. Im Kleinen spielt er die Rolle der „Gegenelite“ bei Vilfredo Pareto.

  • Der Opportunist

  • Der Sündenbock ist allgemein das schwächste Gruppenmitglied, und er wird verantwortlich gemacht, wenn die Gruppe ein Ziel nicht erreicht hat und die Nennung der genauen Ursache dessen einer sozialen Zensur unterliegt.

  • Der Außenseiter nimmt ggf. durchaus eine Position in der Gruppe ein, er kann eine Beraterfunktion übernehmen, aber auch der Kasper sein.“

[https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/549867#Struktur, aufgerufen am 23.07.20, 13:53]

Organisation in der Soziologie

„Die Soziologie betrachtet die Organisation als einen genuinen Gegenstand ihres Faches. Talcott Parsons sah in der Organisation „den wichtigsten Mechanismus für eine hochdifferenzierte Gesellschaft, um das System ‚in Gang zu halten‘ und Ziele zu verwirklichen, die die Möglichkeiten des einzelnen übersteigen“

[https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation, aufgerufen am 23.0.20, 13:07]

Was sind Organisationen?

Vergleich Gruppe – Organisation – Institution

„Gruppe: „Eine bestimmte Zahl von Mitgliedern, die zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels über längere Zeit in einem relativ kontinuierlichen Kommunikations- und Interaktionsprozess stehen und ein Gefühl der Zugehörigkeit entwickeln. Zur Erreichung des Gruppenziels und zur Stabilisierung der Gruppenidentität ist ein System gemeinsamer Normen und eine Verteilung der Aufgaben über ein gruppenspezifisches Rollendifferenzial erforderlich.“ (Gukenbiehl & Schäfers, 2001)

Organisation: „Organisationen sind soziale Gebilde, die dauerhaft ein Ziel verfolgen und eine formale Struktur aufweisen, mit deren Hilfe Aktivitäten der Mitglieder auf das verfolgte Ziel ausgerichtet werden sollen; dafür werden bestimmte Ressourcen bereitgestellt.“ (Kieser & Kubicek, 1992)

Institution: „Soziale Einrichtung, die auf Dauer bestimmt, „was getan werden muss“. Indem Institutionen die Beliebigkeit und Willkür des sozialen Handelns beschränken, üben sie normative Wirkung aus; sie definieren Pflichten. Dabei leisten sie eine Doppelfunktion: einmal für den Menschen, dessen Bedürfnisnatur sie formen, zum anderen für die Gesellschaft deren Strukturen und Bestand sie sichern.“

(Lipp, 2001)“[http://aseier.de/werke/Soziologische_Organisationstheorien.pdf, aufgerufen am 23.07.20, 13:12]

Soziologische Systemtheorie

Systemtheorie bei Parsons

„Der soziologische Systembegriff geht auf Talcott Parsons zurück. Die von Parsons entwickelte Systemtheorie „will die Gemeinschaft als Zusammenhang (‚System‘) begreifen, nämlich als zwischenmenschliches Verhaltensgefüge (‚Struktur‘), dessen Teile in wechselseitiger Abhängigkeit (‚Interdependenz‘) zueinander stehen. Ein solches Verhaltenssystem bildet sich dadurch, dass Menschen ihre Handlungen nach bestimmten Verhaltenserwartungen … aufeinander einstellen. An den mehr oder minder stabilen Verhaltensgefügen sind die Einzelnen in bestimmten ‚Rollen‘ beteiligt“. Aus dieser Sicht hat die normative, insbesondere die rechtliche Lenkbarkeit des Verhaltens eine zentrale Funktion für die Bildung einer Gemeinschaft. Parsons betrachtet dabei Handlungen als konstitutive Elemente sozialer Systeme. Er prägte den Begriff der strukturell-funktionalen Systemtheorie. Der Begriff Struktur bezieht sich dabei auf diejenigen Systemelemente, die von kurzfristigen Schwankungen im System-Umwelt-Verhältnis unabhängig sind. Funktion dagegen bezeichnet den dynamischen Aspekt eines sozialen Systems, also diejenigen sozialen Prozesse, die die Stabilität der Systemstrukturen in einer sich ändernden Umwelt gewährleisten sollen. Die strukturell-funktionale Theorie beschreibt also den Rahmen, der Handlungsprozesse steuert. Ist die Struktur eines Systems bekannt, kann in funktionalen Analysen angegeben werden, welche Handlungen für die Systemstabilisierung funktional oder dysfunktional sind. Handlungen werden also nicht isoliert betrachtet, sondern im Kontext der strukturellen und funktionalen Aspekte des jeweiligen Sozialsystems.“

[https://de.wikipedia.org/wiki/Soziologische_Systemtheorie, aufgerufen am 30.07.20, um 12:57]