Gewalt in Medien

Vermittelte Wertvorstellungen in Horror-Videos

Von Gewalt- und Horrorfilmen geht ein besonderer Reiz aus, der v.a. Jugendliche anspricht. In der Zeitschrift „DVD-Spezial“ wird der Film „Ratten – sie werden Dich kriegen!“ folgendermaßen angekündigt:

„RATTEN – SIE WERDEN DICH KRIEGEN“ ist der neueste Beitrag aus Deutschland zum Tier-Horror-Genre.

Die Handlung ist hierfür typisch: Wir befinden uns in Frankfurt, mitten im heißesten Sommer seit 150 Jahren. Und weil die Bürgermeisterin, eine knallharte ältere Dame, die sich von ganz unten hochgeboxt hat, im Tarifstreik mit der Müllabfuhr nicht nachgeben will, erstickt die Stadt in ihrem Abfall, und die Ratten, die es schon zu Tausenden gibt, krabbeln aus ihren unterirdischen Gewölben empor und schnuppern Höhenluft.

In dieser Situation braucht es einen richtigen Helden, und der heißt Frank Dabrock und ist eigentlich Hubschrauberpilot beim Sonderkommando Brandschutz. Extrem wichtig bei diesem schwülen Wetter, bei dem der kleinste Funke genügt, um ein Inferno zu entfesseln.

Als der unkonventionelle Dabrock ein Mädchen in einem leeren Fabrikgelände um Hilfe rufen hört, befreit er ihre in tödlicher Gefahr hängende Freundin aus der Bedrohung eines Starkstromkabels, indem er die elektrische Versorgung kappt – und so die Frankfurter Börse lahm legt. Die tobende Bürgermeisterin, die bald einen großen internationalen Empfang gibt, strafversetzt den Helden nach ganz unten, zu den Rattenfängern, einer illustren Gruppe harter Kerle.
Nebenher lernt unser Held noch die alleinerziehende Mutter der Kleinen in Not kennen und lieben. Derweil spitzt sich die Situation immer mehr zu: Die Ratten überfallen das Festbankett, eine durch sie übertragene Seuche befällt die halbe Stadt, inklusive der Tochter der Heldin. Das Militär riegelt die Stadt ab. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Cleverness, Mut und Tatkraft sind nötig, um die eskalierende Katastrophe im letzten Moment einzudämmen. Ralph Herforth passt maßgeschneidert in die Rolle des Action – Heroen mit Muckies und Macken.

Meinungen

1.  Charakterisierung der im Film auftretenden Personen und durch sie vermittelten Wertvorstellungen

2.  Mögliche Gründe für die Beliebtheit solcher Filme

Lösungen

Vermittelte Wertvorstellungen:

Frank Dabrock Bürgermeisterin  das gerettete Mädchen  Mutter des Mädchens
Alleskönner:
Hubschrauberpilot,
muskulöser       Actionman,
jeder Situation  gewachsen
der gute Held:
hilft dem in Not ge-
ratenen Mädchen
der Liebende:
verknallt sich in die
Mutter des Mädchens
egoistische, machtbe-
wusste Politikerin, die
knallhart ihre Karriere-
pläne verfolgt
hilflos, in Not geraten alleinerziehend,
wird geliebt und steigt dadurch auf

vermittelte Wertvorstellungen
Der Held setzt das
Gute mit Intelligenz
und Gewalt durch.
Der Held ist nur gut, er hat keine Schwächen.
„Frau“ kann nur in der
Männerrolle
erfolgreich sein.
Die „weibliche“ Frau ist
schwach und kann sich
nicht selbst helfen.
Durch die Liebe zum Helden lösen sich alle Probleme.

 

Gründe für den Videokonsum:

Schülerbefragungen ergaben, dass Gewalt- und Horrorvideos häufig in Gruppen angesehen werden. Die Konsumenten sind häufiger männliche Jugendliche. Als Gründe wurden genannt:

  • Mutprobe im Sinne eines Härtetests
  • Neugier – Reiz des Verbotenen
  • Gruppendruck
  • Drang, „in“ zu sein
  • Langeweile, Bequemlichkeit und Passivität
  • „Vorbildverhalten“ Erwachsener
  • Suche nach Grenzerfahrungen (den gewissen „Kick“)

Gewalt in Medien: Video- und Computerspiele

Lerneffekte bei den Spielern

Digitale Kriegsspiele erobern die Kinderzimmer. BATTLE ENGINE AQUILA wird nachfolgend kurz vorgestellt. Die Spielebeschreibung ist der Zeitschrift „DVD-Spezial“ entnommen.

Die Welt der Forseti befindet sich am Abgrund. Das Volk steht in einem erbitterten Krieg mit den bösartigen Muspell. In der Rolle von Hawk Winter muss der Spieler auf Seite der Forseti in das Geschehen eingreifen und die mächtigste Kampfmaschine ins Gefecht führen, die der Planet kennt: die Aquila. Die Ziele sind klar gesteckt und der Weg, der zum Sieg führt, ist offensichtlich: der überlegene Einsatz jeglicher Feuerkraft, die der Aquila zur Verfügung steht. Auf detaillierten Schlachtfeldern mit Tausenden von Einheiten, inmitten von Landschaften epischen Ausmaßes, steuert der Spieler seine Kampfmaschine in der Luft oder am Boden gegen die angreifenden Feinde. Der geschickte Einsatz der verschiedenen Waffensysteme ist dabei ebenso entscheidend für den Sieg wie die Entlarvung der gegnerischen Achillesversen. Gegen die in ihrer Größe alles in den Schatten stellenden Endgegner ist ohne intelligente Taktik selbst mit der Aquila nicht anzukommen. Über zwölf riesige Inseln erstreckt sich die Arena von „Battle Engine Aquila“, die der Spieler in über 25 direkten Herausforderungen erkunden kann oder im Multiplayer – Modus Seite an Seite mit Freunden. Dabei kann in jedem Level eine andere Taktik zum Sieg führen.

Aufgabe

Wie sind die an die Spieler gestellten Anforderungen und die erzielten Lerneffekte?

Lösungen

Anforderungen an die Spieler von Battle Engine Aquila:

Wer beim genannten Computerspiel erfolgreich sein will, muss:

  • die Kampfmaschine Aquila steuern und mit ihr „ins Gefecht ziehen“;
  • Geschicklichkeit und schnelle Reaktion beim Einsatz der verschiedenen Waffensysteme zeigen;
  • muss das Feuerwerk entfachen, mit dem der Endgegner auf dem Bildschirm zerstört wird.

Gewalt in Medien: Streit um „Counter Strike“

Macht das Computerspiel gewalttätig?

In der Medienberichterstattung zu den tragischen Ereignissen in Erfurt wurde das Computerspiel „Counter Strike“ vielfach als unmittelbarer Auslöser für den Amoklauf des Jugendlichen dargestellt. Der Schüler hatte häufig damit gespielt, sodass nicht nur Politiker darin schnell einen Schuldigen fanden.

Es wurde folglich ein Antrag auf Indizierung bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften gestellt.

Aufgaben

Arbeitsauftrag:

1.  Suchen Sie aus der nachfolgenden Gegenüberstellung die zentralen Argumente der Antragsteller heraus und versuchen Sie deren Bedeutung bzw. Gewichtigkeit einzuschätzen.

2. Denken Sie über die Gründe nach, die die Verteidiger des Spiels vorbringen und versuchen Sie abzuwägen, welche aus Ihrer Sicht gewichtiger sind. Hätten sie eine Indizierung befürwortet?  Beziehen Sie als Maßstab für Ihre Überlegungen die angeführte Bestimmung aus dem Jugendschutzgesetz mit ein.

Lösungen

Lösung 1: Argumente gegen „Counter Strike“

Das Computerspiel erscheint den Kritikern gefährlich, weil:

  • die Spieler nur erfolgreich sein und Konflikte lösen können, wenn sie die Gegner heimtückisch töten;
  • sich die Spieler in der realistischen Spielumgebung gehetzt bzw. bedroht fühlen und dadurch ihr Tun nicht mehr kritisch reflektieren können.

Beide Punkte führen zu einer Desorientierung der jugendlichen Spieler.

Es handelt sich hier sicherlich um wesentliche Faktoren, die das Verhalten junger Menschen beeinflussen können. Doch kann man wohl nicht sagen, dass jeder Spieler automatisch desorientiert wird. Hier spielen noch viele andere Faktoren mit herein.

Lösung 2: Entscheidung der Bundesprüfstelle

Das Computerspiel „Counter Strike“ wurde von der Bundesprüfstelle nicht indiziert. Nachfolgend ein Auszug aus der Begründung:
„Das Zwölfergremium der Bundesprüfstelle hat in den letzten Jahren im Wesentlichen immer dann Computer- spiele als jugendgefährdend eingestuft, wenn der Hauptinhalt des Spieles daraus besteht, Menschen oder menschenähnliche Gegner auf unterschiedliche Art und Weise zu töten. Diese Computerspiele sind so gestaltet, dass der Spieler in die Rolle des Tötenden versetzt wird. Ihm werden unterschiedliche Waffen an die Hand gegeben, die ihn in die Lage versetzen, die auftauchenden Gegner zu liquidieren. Der Tod des Gegenübers wird positiv bewertet. Regelmäßig erhält der Spieler für jeden getöteten Gegner Punkte. (…) Die Spielidee ermöglicht kein non-aggressives Verhalten, z.B. in Form eines Ausweichens. So ist die Ideologie dieser Spiele mit einem Satz zu beschreiben: Töte schneller als die anderen, sonst wirst du selbst getötet. In vielen dieser Computerspiele werden die Tötungsvorgänge detailgetreu präsentiert. Körperteile platzen durch die Geschosseinwirkung auseinander.
Computerspiele wurden in den letzten Jahren dann nicht indiziert, wenn der Hauptinhalt des Spiels eben nicht einzig aus der Aufforderung besteht, Menschen oder menschenähnliche Gegner zu töten, sondern wenn das Computerspiel noch andere wesentliche Elemente enthält.“BPS AKTUELL, 3/2002