Persönliche Stellungnahme: Anwendung 1

Übungstext 1

Aufgaben:

1 Nehmen Sie Stellung zu der unterstrichenen Aussage, das Wahlalter solle auf 16 oder gar 14 Jahre herabgesetzt werden, um das politische Interesse Jugendlicher zu fördern und um Ohnmachtsgefühle abzubauen. Arbeiten Sie zu dem folgenden Übungstext die ersten drei Punkte der „Arbeitsschritte“ für die Stellungnahme ab und klären Sie unbekannte Begriffe.

Die Jugend will gebraucht werden

von Thomas Emons

Ist die Jugend von heute politisch uninteressierter und gewalttätiger als früher? Diese Frage könnte man sich stellen, wenn man zuweilen die öffentliche Diskussion über Jugendprobleme in Deutschland verfolgt. Dass die Jugend besser als ihr Ruf ist, zu diesem Ergebnis kamen die Teilnehmer einer Fachtagung über „Jugend in Deutschland“.

In seinem Eröffnungsvortrag nahm der Frankfurter Sozialforscher und Hauptautor der Shell-Studie „Jugend 97“, Arthur Fischer, gleich eine Erkenntnis vorweg: „Die Jugend gibt es nicht.“ Mit selbstkritischem Blick auf seine eigene Fachdisziplin stellte er fest, dass die Jugend oft mit Vorurteilen belastet werde und zuweilen als Projektionsfläche für allgemeine gesellschaftliche Probleme wie Kriminalität und Parteienverdrossenheit herhalten müsse.

Man war sich vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse einig, Jugendliche seien keineswegs politik-, sondern nur parteienverdrossen. Sie interessieren sich also sehr wohl für die Probleme der Zeit, haben aber das Vertrauen in die Politiker verloren. Organisationen wie „amnesty international“ und Greenpeace genießen nach Ansicht der Wissenschaftler bei Jugendlichen eine weitaus größere moralische Autorität als die Parteien.

Für Helmut Willems vom Deutschen Jugendinstitut in München steht fest, dass Jugendliche gebraucht werden wollen. Sie wollen sehen und erleben: Mein Einsatz ist ernsthaft erwünscht und kann etwas zur Bewältigung der Probleme der Zeit beitragen. Ist dies gegeben, dann sind sie auch bereit, sich politisch zu engagieren. Es kann also eher von einer jugendvergessenen Politik als von einer politikverdrossenen Jugend gesprochen werden. In diesem Zusammenhang könnte eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 oder gar 14 Jahre ein mögliches Mittel sein, um das politische Interesse Jugendlicher zu fördern und politische Ohnmachtsgefühle abzubauen. Diesem Argument könnte allerdings entgegengehalten werden, dass eine noch frühere Übernahme von politischer Verantwortung einer Abschaffung der Kindheit gleichkommen würde.

Interessante Zusammenhänge zwischen der sozialen Lebenswirklichkeit und der Parteipräferenz von Jugendlichen erbrachte eine Befragung. Demnach besteht eine enge Beziehung zwischen familiärer Unterstützung, Bildungsstand und politischem Interesse, wobei sich die Anhänger der Regierungsparteien mit ihrem Lebensumfeld zufriedener zeigten als die Anhänger der Oppositionsparteien.

Ist es in Deutschland heute leichter oder schwerer, jung zu sein, als früher? „Ja und Nein“, lautet die Antwort der Jugend- und Sozialforscher. Einer gewachsenen Freiheit in der privaten Lebensgestaltung steht eine stärkere materielle Einengung gegenüber. Die Messlatte für den Einstieg ins Berufsleben liegt immer höher. Viele Jugendliche, die durch das Qualifikationsraster fallen, erleben eine tiefgreifende persönliche Verunsicherung, auf die sie auch mit Gewalt oder psychosomatischen Gesundheitsstörungen reagieren. Intakte Familienstrukturen, die diese Verunsicherung emotional auffangen könnten, werden immer seltener.

Das Parlament vom 10.10.1997 (überarbeitet)

In der nachfolgenden Schülerarbeit wird zu dem im Text angeführten Vorschlag Stellung genommen, das Wahlalter auf 16 oder gar 14 Jahre herabzusetzen, um das politische Interesse Jugendlicher zu fördern und um Ohnmachtsgefühle abzubauen (siehe Unterstreichung im Text).

Aufgaben:

2.1  Stellen Sie fest, von wo bis wo sich im Text  jeder der vier Bausteine der Stellungnahme erstreckt.
Benennen Sie jeden Textbaustein. Welche der drei Varianten der Stellungnahme (Zustimmung, Ablehnung, Synthese) hat Andreas gewählt?

2.2  Suchen Sie nach alternativen Formulierungen, um die einzelnen Abschnitte (Bausteine) einzuleiten.

2.3  Untersuchen Sie den Ausgangstext in Bezug auf Textteile, die wörtlich oder sinngemäß in die Stellungnahme übernommen wurden.

Andreas stellt seine persönliche Meinung zu obigem Vorschlag wie folgt dar:

In dem Kommentar „Die Jungend will gebraucht werden“ vertritt der Autor Thomas Emons die Meinung, eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 oder gar 14 Jahre fördere das politische Interesse der heutigen Jugend und baue dazu noch Ohnmachtsgefühle gegenüber Staat und Politik ab.

Dem ist entgegenzuhalten, dass durch eine derartig deutliche Senkung des Wahlalters den Jugendlichen eine Pflicht aufgebürdet würde, die ihnen die unbeschwerte Jugend raubt. Weil sie sich noch im Pubertätsalter befinden, haben Jugendliche andere Interessen als Politik. Entwicklungsbedingt stehen die eigenen Probleme der Reifung und des Erwachsenwerdens im Vordergrund. So beschäftigen die  14- bis 16-jährigen vor allem Beziehungsprobleme im Freundeskreis, Musik, Freizeit und Schule. Politische Verantwortung zu übernehmen würde sie überfordern, zumal es auch an entsprechenden Lebenserfahrungen mangelt.

Andererseits muss man aber auch zugeben, dass eine Herabsetzung des Wahlalters den Jugendlichen das Gefühl vermitteln könnte, man wolle ihre Meinung bzw. ihr Urteil zu bestimmten Angelegenheiten hören und sei auf die Mitarbeit von Heranwachsenden angewiesen. Auf diese Weise könnten junge Menschen dazu motiviert werden, sich nicht nur politisch zu interessieren, sondern sich auch praktisch z.B in der Nachwuchsorganisation einer Partei zu engagieren. Sie könnten so neuen Mut bekommen, sich etwa für verstärkten Umweltschutz oder für mehr Ausbildungsplätze einzusetzen und müssten nicht miterleben, wie sie durch eine jugend- und damit zukunftsfeindliche Politik der Erwachsenen ausgegrenzt werden. Ohn- machtsgefühle dem Staat gegenüber würden damit erfolgreich abgebaut werden können.

Darüber hinaus würden Jugendliche durch diese Senkung des Wahlalters  wieder stärker in das Interesse der
Politiker rücken. Da diese nun auch um ihre Stimmen werben müssten, wären die Volksvertreter dazu gezwungen, mehr für die Jugendlichen zu tun und deren Sorgen und Nöte ernster zu nehmen, als dies bisher geschieht. So würden Abgeordnete sich in ihrem Wahlkreis bestimmt öfters in Jugendzentren oder Jugendorganisationen wie dem  Bund Naturschutz umsehen und sich über das Denken und die Probleme der Jugend vor Ort ein Bild machen, um besser politisch darauf reagieren zu können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man der Jugend durch eine Herabsetzung des Wahlalters sicher mehr Verantwortung aufbürdet und sie möglicherweise überfordert . Jedoch könnten sie dadurch auch zu mehr politischem Engagement motiviert und gewonnen werden und von den Politikern selbst ernster genommen werden. Daher komme ich persönlich zu der Auffassung, es sei besser, der Jugend durch ein vorgezogenes Wahlrecht Anreize für mehr Beteiligung am politischen Prozess zu geben. Damit würde auch der Dialog zwischen den Generationen gefördert und ein Abbau von gegenseitigen Vorurteilen forciert werden. Ich kann nur hoffen, dass eine entsprechende Gesetzesinitiative bald eingeleitet wird und eine Mehrheit findet.

Lösungen

Klärung unbekannter Begriffe

Amnesty International
Internationale Menschenrechtsorganisation, die sich um die Freilassung politisch Gefangener bemüht

Greenpeace
durch spektakuläre Aktionen bekannt gewordene Umweltorganisation

Parteipräferenz
Bevorzugung einer Partei

Qualifikationsraster
gestellte Anforderungen hinsichtlich der Ausbildung

psychosomatische Gesundheitsstörungen
Krankheitsbilder, die auf eine Störung des seelischen Befindens zurückzuführen sind

intakte Familienstrukturen
Familien, die vollständig sind und sich die Eltern der Kindererziehung widmen können

Die vier Bausteine der Stellungnahme von Andreas

In dem Kommentar „Die Jungend will gebraucht werden“ vertritt der Autor Thomas Emons die Meinung, eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 oder gar 14 Jahre fördere das politische Interesse der heutigen Jugend und baue dazu noch Ohnmachtsgefühle gegenüber Staat und Politik ab. Wiedergabe der Meinung des Textes
Dem ist entgegenzuhalten, dass durch eine derartig deutliche Senkung des Wahlalters den Jugendlichen eine Pflicht aufgebürdet würde, die ihnen die unbeschwerte Jugend raubt. Weil sie sich noch im Pubertätsalter befinden,  haben Jugendliche andere Interessen als Politik. Entwicklungsbedingt stehen die eigenen Probleme der Reifung und des Erwachsenwerdens im Vordergrund. So beschäftigen die  14- bis 16-jährigen vor allem Beziehungsprobleme im Freundeskreis, Musik, Freizeit und Schule. Politische Verantwortung zu übernehmen würde sie überfordern, zumal es auch an entsprechenden Lebenserfahrungen mangelt. Gegenposition dazu:

Contra-Argument + Bsp.

Andererseits muss man aber auch zugeben, dass eine Herabsetzung des Wahlalters den Jugendlichen das Gefühl vermitteln könnte, man wolle ihre Meinung bzw. ihr Urteil zu bestimmten Angelegenheiten hören und sei auf die Mitarbeit von Heranwachsenden angewiesen. Auf diese Weise könnten junge Menschen dazu motiviert werden, sich nicht nur politisch zu interessieren, sondern sich auch praktisch z.B. in der Nachwuchsorganisation einer Partei zu engagieren. Sie könnten so neuen Mut bekommen, sich etwa für verstärkten Umweltschutz oder für mehr Ausbildungsplätze einzusetzen und müssten nicht miterleben, wie sie durch eine jugend- und damit zukunftsfeindliche Politik der Erwachsenen ausgegrenzt werden. Ohn- machtsgefühle dem Staat gegenüber würden damit erfolgreich abgebaut werden können.
Darüber hinaus würden Jugendliche durch diese Senkung des Wahlalters  wieder stärker in das Interesse der Politiker rücken. Da diese nun auch um ihre Stimmen werben müssten, wären die Volksvertreter dazu gezwungen, mehr für die Jugendlichen zu tun und deren Sorgen und Nöte ernster zu nehmen, als dies bisher geschieht. So würden Abgeordnete sich in ihrem Wahlkreis bestimmt öfters in Jugendzentren oder Jugendorganisationen wie dem  Bund Naturschutz umsehen und sich über das Denken und die Probleme der Jugend vor Ort ein Bild machen, um besser politisch darauf reagieren zu können.
Begründung der eigenen Meinung:

Pro-Argument 1 + Bsp.
Pro-Argument 2 + Bsp.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man der Jugend durch eine Herabsetzung des Wahlalters sicher mehr Verantwortung aufbürdet und sie möglicherweise überfordert . Jedoch könnten sie dadurch auch zu mehr politischem Engagement motiviert und gewonnen werden und von den Politikern selbst ernster genommen werden. Daher komme ich persönlich zu der Auffassung, es sei besser, der Jugend durch ein vorgezogenes Wahlrecht Anreize für mehr Beteiligung am politischen Prozess zu geben. Damit würde auch der Dialog zwischen den Generationen gefördert und ein Abbau von gegenseitigen Vorurteilen forciert werden. Ich kann nur hoffen, dass eine entsprechende Gesetzesinitiative bald eingeleitet wird und eine Mehrheit findet. zusammenfassende Gegenüberstellung der gegensätzlichen Positionen
+
Fazit  =  Pro-Position

Es handelt sich um die Variante der Zustimmung. Dies erkennt man vor allem daran, dass

a) im dritten Textbaustein die zustimmenden Argumente im Mittelpunkt stehen.

b) in der Mitte des letzten Abschnittes (= Beginn des Fazits)  die Zustimmung direkt ausgesprochen wird.

Formulierungshilfen zur Stellungnahme

Die Stellungnahme von Andreas

Alternative Formulierungen zur Einleitung der vier Textbausteine

In dem Kommentar „Die Jungend will gebraucht werden“ vertritt der Autor Thomas Emons die Meinung,
 eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 oder gar 14 Jahre fördere das politische Interesse der heutigen Jugend und baue dazu noch Ohnmachtsgefühle gegenüber Staat und Politik ab.

Thomas Emonds behauptet in seinem Kommentar mit dem Titel „Jugend will gebraucht  werden“, …
„Eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 oder gar 14 …“. Dies behauptet Thomas Emonds in seinem Kommentar …

 


Dem ist entgegenzuhalten
, dass durch eine derartig deutliche Senkung des Wahlalters den Jugendlichen eine Pflicht aufgebürdet würde, die ihnen die unbeschwerte Jugend raubt. Weil sie sich noch im Pubertätsalter befinden, haben Jugendliche andere Interessen als Politik. Entwicklungsbedingt stehen die eigenen Probleme der Reifung und des Erwachsenwerdens im Vordergrund. So beschäftigen die  14- bis 16-jährigen vor allem Beziehungsprobleme im Freundeskreis, Musik, Freizeit und Schule. Politische Verantwortung zu übernehmen würde sie überfordern, zumal es auch an entsprechenden Lebenserfahrungen mangelt.

Im Gegensatz dazu steht die Auffassung, dass …
Dagegen kann allerdings eingewendet werden, …

Andererseits muss man aber auch zugeben
, dass eine Herabsetzung des Wahlalters den Jugendlichen das Gefühl vermitteln könnte, man wolle ihre Meinung bzw. ihr Urteil zu bestimmten Angelegenheiten hören und sei auf die Mitarbeit von Heranwachsenden angewiesen. Auf diese Weise könnten junge Menschen dazu motiviert werden, sich nicht nur politisch zu interessieren, sondern sich auch praktisch z.B in der Nachwuchsorganisation einer Partei zu engagieren. Sie könnten so neuen Mut bekommen, sich etwa für verstärkten Umweltschutz oder für mehr Ausbildungsplätze einzusetzen und müssten nicht miterleben, wie sie durch eine jugend- und damit zukunftsfeindliche Politik der Erwachsenen ausgegrenzt werden. Ohnmachtsgefühle dem Staat gegenüber würden damit erfolgreich abgebaut werden können.
Darüber hinaus würden Jugendliche durch diese Senkung des Wahlalters  wieder stärker in das Interesse der
Politiker rücken. Da diese nun auch um ihre Stimmen werben müssten, wären die Volksvertreter dazu gezwungen, mehr für die Jugendlichen zu tun und deren Sorgen und Nöte ernster zu nehmen, als dies bisher geschieht. So würden Abgeordnete sich in ihrem Wahlkreis bestimmt öfters in Jugendzentren oder Jugendorganisationen wie dem  Bund Naturschutz umsehen und sich über das Denken und die Probleme der Jugend vor Ort ein Bild machen, um besser politisch darauf reagieren zu können.

Demgegenüber muss man einräumen, …
Jedoch muss auch gesehen werden,…

Zusammenfassend lässt sich sagen,
 dass man der Jugend durch eine Herabsetzung des Wahlalters sicher mehr Verantwortung aufbürdet und sie möglicherweise überfordert . Jedoch könnten sie dadurch auch zu mehr politischem Engagement motiviert und gewonnen werden und von den Politikern selbst ernster genommen werden. Daher komme ich persönlich zu der Auffassung, es sei besser, der Jugend durch ein vorgezogenes Wahlrecht Anreize für mehr Beteiligung am politischen Prozess zu geben. Damit würde auch der Dialog zwischen den Generationen gefördert und ein Abbau von gegenseitigen Vorurteilen forciert werden. Ich kann nur hoffen, dass eine entsprechende Gesetzesinitiative bald eingeleitet wird und eine Mehrheit findet.

Angesichts der genannten Argumente muss folgendes Resüme gezogen werden:  …
Nach kritischer Betrachtung der gegensätzlichen Positionen kann gesagt werden, …

Übernahme von Gedanken aus dem Text der Aufgabenstellung

 

Basistext

Die Stellungnahme von Andreas

Die Jugend will gebraucht werden

Thomas Emons

Er stellt seine persönliche Meinung zu dem Vorschlag, das Wahlalter auf 16 oder gar 14 Jahre herunterzusetzen, wie folgt dar:
Ist die Jugend von heute politisch uninteressierter und gewalttätiger als früher? Diese Frage könnte man sich stellen, wenn man zuweilen die öffentliche Diskussion über Jugendprobleme in Deutschland verfolgt.
Dass die Jugend besser als ihr Ruf ist, zu diesem Ergebnis kamen die Teilnehmer einer Fachtagung über „Jugend in Deutschland“.
In seinem Eröffnungsvortrag nahm der Frankfurter Sozialforscher und Hauptautor der Shell-Studie „Jugend 97“, Arthur Fischer, gleich eine Erkenntnis vorweg: „Die Jugend gibt es nicht.“ Mit selbstkritischem Blick auf seine eigene Fachdisziplin stellte er fest, dass die Jugend oft mit Vorurteilen belastet werde und zuweilen als Projektionsfläche für allgemeine gesellschaftliche Probleme wie Kriminalität und Parteienverdrossenheit herhalten müsse.
Man war sich vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse einig, Jugendliche seien keineswegs politik-, sondern nur parteienverdrossen. Sie interessieren sich also sehr wohl für die Probleme der Zeit, haben aber das Vertrauen in die Politiker verloren. Organisationen wie „amnesty international“ und Greenpeace genießen nach Ansicht der Wissenschaftler bei Jugendlichen eine weitaus größere moralische Autorität als die Parteien.
Für Helmut Willems vom Deutschen Jugendinstitut in München steht fest, dass Jugendliche gebraucht werden wollen. Sie wollen sehen und erleben: Mein Einsatz ist ernsthaft erwünscht und kann etwas zur Bewältigung der Probleme der Zeit beitragen. Ist dies gegeben, dann sind sie auch bereit, sich politisch zu engagieren. Es kann also eher von einer jugend- vergessenen Politik als von einer politikverdrossenen Jugend gesprochen werden. In diesem Zusammenhang könnte eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 oder gar 14 Jahre ein mögliches Mittel sein, um das politische Interesse Jugendlicher zu fördern und politische Ohnmachtsgefühle abzubauen. Diesem Argument könnte allerdings entgegengehalten werden, dass eine noch frühere Übernahme von politischer Verantwortung einer Abschaffung der Kindheit gleichkommen würde.
Interessante Zusammenhänge zwischen der sozialen Lebenswirklichkeit und der Parteipräferenz von Jugendlichen erbrachte eine Befragung. Demnach besteht eine enge Beziehung zwischen familiärer Unterstützung, Bildungsstand und politischem Interesse, wobei sich die Anhänger der Regierungsparteien mit ihrem Lebensumfeld zufriedener zeigten als die Anhänger der Oppositionsparteien.
Ist es in Deutschland heute leichter oder schwerer, jung zu sein, als früher? „Ja und Nein“, lautet die Antwort der Jugend- und Sozialforscher. Einer gewachsenen Freiheit in der privaten Lebensgestaltung steht eine stärkere materielle Einengung gegenüber. Die Messlatte für den Einstieg ins Berufsleben liegt immer höher. Viele Jugendliche, die durch das Qualifikationsraster fallen, erleben eine tiefgreifende persönliche Verunsicherung, auf die sie auch mit Gewalt oder psychosomatischen Gesundheitsstörungen reagieren. Intakte Familienstrukturen, die diese Verunsicherung emotional auffangen könnten, werden immer seltener.Das Parlament vom 10.10.1997 (überarbeitet)
In dem Kommentar „Die Jungend will gebraucht werden“ vertritt der Autor Thomas Emons die Meinung, eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 oder gar 14 Jahre fördere das politische Interesse der heutigen Jugend und baue dazu noch Ohnmachtsgefühle gegenüber Staat und Politik ab.
Dem ist entgegenzuhalten, dass durch eine derartig deutliche Senkung des Wahlalters den Jugendlichen eine Pflicht aufgebürdet würde, die ihnen die unbeschwerte Jugend raubt. Weil sie sich  noch im Pubertätsalter befinden, haben Jugendliche andere Interessen als Politik. Entwicklungsbedingt stehen die eigenen Probleme der Reifung und des Erwachsenwerdens im Vordergrund. So beschäftigen die  14- bis 16-jährigen vor allem Beziehungsprobleme im Freundeskreis, Musik, Freizeit und Schule. Politische Verantwortung zu übernehmen würde sie überfordern, zumal es auch an entsprechenden Lebenserfahrungen mangelt.
Andererseits muss man aber auch zugeben, dass eine Herabsetzung des Wahlalters den Jugendlichen das Gefühl vermitteln könnte, man wolle ihre Meinung bzw. ihr Urteil zu bestimmten Angelegenheiten hören und sei auf die Mitarbeit von Heranwachsenden angewiesen. Auf diese Weise könnten junge Menschen dazu motiviert werden, sich nicht nur politisch zu interessieren, sondern sich auch praktisch z.B in der Nachwuchsorganisation einer Partei zu engagieren. Sie könnten so neuen Mut bekommen, sich etwa für verstärkten Umweltschutz oder für mehr Ausbildungsplätze einzusetzen und müssten nicht miterleben, wie sie durch eine jugend- und damit zukunftsfeindliche Politik der Erwachsenen ausgegrenzt werden. Ohnmachtsgefühle dem Staat gegenüber würden damit erfolgreich abgebaut werden können.
Darüber hinaus würden Jugendliche durch diese Senkung des Wahlalters  wieder stärker in das Interesse der
Politiker rücken. Da diese nun auch um ihre Stimmen werben müssten, wären die Volksvertreter dazu gezwungen, mehr für die Jugendlichen zu tun und deren Sorgen und Nöte ernster zu nehmen, als dies bisher geschieht. So würden Abgeordnete sich in ihrem Wahlkreis bestimmt öfters in Jugendzentren oder Jugendorganisationen wie dem  Bund Naturschutz umsehen und sich über das Denken und die Probleme der Jugend vor Ort ein Bild machen, um besser politisch darauf reagieren zu können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man der Jugend durch eine Herabsetzung des Wahlalters sicher mehr Verantwortung aufbürdet und sie möglicherweise überfordert. Jedoch könnten sie dadurch auch zu mehr politischem Engagement motiviert und gewonnen werden und von den Politikern selbst ernster genommen werden. Daher komme ich persönlich zu der Auffassung, es sei besser, der Jugend durch ein vorgezogenes Wahlrecht Anreize für mehr Beteiligung am politischen Prozess zu geben. Damit würde auch der Dialog zwischen den Generationen gefördert und ein Abbau von gegenseitigen Vorurteilen forciert werden. Ich kann nur hoffen, dass eine entsprechende Gesetzesinitiative bald eingeleitet wird und eine Mehrheit findet.

Die farblichen Hinterlegungen zeigen jeweils an, wo vom Basistext sinngemäß Gedanken in die Schülerarbeit übernommen bzw. aufgegriffen wurden.