Wahrscheinlichkeit bei Bernoulli-Ketten
Hinführungs-Beispiel
Ein Tierarzt entfernt nacheinander bei drei Hunden den Zahnstein. Jeder Hund beißt bei der Behandlung unabhängig von den anderen mit einer Wahrscheinlichkeit von \(5\%\) zu.
Es liegt also eine Bernoulli-Kette der Länge \(n = 3\) mit Trefferwahrscheinlichkeit \(p = 0,05\) vor. Ein Treffer bedeutet: Der Hund beißt zu.
Es interessiert die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses \(A\): „Genau zwei Hunde beißen zu.“
Zur Veranschaulichung der Situation wird zunächst das zugehörige Baumdiagramm betrachtet, hierbei werden die Bezeichnungen \(b\) (der Hund beißt) und \(n\) (der Hund beißt nicht) verwendet.

Für das Ereignis \(A\) gilt:
\(A=\{(bbn), (bnb), (nbb)\} \)
Jedes Ergebnis in \(A\) hat die gleiche Wahrscheinlichkeit:
\(0,05\cdot 0,05 \cdot 0,95 = 0,05^{2} \cdot 0,95 \)
Nun muss noch die Anzahl der Ergebnisse in \(A\), also die Anzahl der Möglichkeiten für genau \(2\) Treffer (\(2\) Bisse), mit Hilfe der Kombinatorik ermittelt werden:
Für „genau \(2\) aus \(3\)“ beißen zu gibt es \( {3\choose 2} = 3 \) Möglichkeiten.
Also gilt:
\( P(A) = P(\text{genau 2 Treffer}) = {3\choose 2} \cdot 0,05^{2} \cdot 0,95^{1} \)
Bernoulli-Formel
Die Wahrscheinlichkeit für genau \(k\) Treffer \((T)\) in einer Bernoulli-Kette der Länge \(n\) mit der Trefferwahrscheinlichkeit \(p\) beträgt
\( P(T = k) = B(n;p;k) = {n\choose k} \cdot p^{k} \cdot (1-p)^{n-k} \)
Für die Wahrscheinlichkeit, dass genau \(2\) von \(3\) Hunden zubeißen, gilt also:
\( P(T = 2) = B(3;0,05;2) = {3\choose 2} \cdot 0,05^{2} \cdot 0,95^{1} = 0,007125 \)
Wahrscheinlichkeit für mindestens k Treffer bzw. höchstens k Treffer
Die Wahrscheinlichkeit für mindestens \(k\) Treffer, also für \(k, k+1, …, n\) Treffer, setzt sich aus den Wahrscheinlichkeiten für \(k\) oder mehr (bis maximal \(n\)) Treffern zusammen.
Die Wahrscheinlichkeit für höchstens \(k\) Treffer, also für \(0, 1, …, k\) Treffer, setzt sich aus den Wahrscheinlichkeiten für \(0\) bis \(k\) Treffer zusammen.
Beispiel:
Bernoulli-Kette der Länge \(10\), Treffer-WK \(p = 0,7\)
\(A\): „Mindestens \(8\) Treffer.“
\( P(A) = P(T = 8) + P(T = 9) + P(T = 10) = B(10;0,7;8) + B(10;0,7;9) + B(10;0,7;10) \approx 0,23347 + 0,12106 +0,02825=0,38278 \)
\(B\): „Höchstens \(2\) Treffer.“
\( P(B) = P(T = 0) + P(T = 1) + P(T = 2) = B(10;0,7;0) + B(10;0,7;1) + B(10;0,7;2) \approx 0,000006 + 0,000138 + 0,001447=0,001591 \)
\(C\): „Mindestens \(1\) Treffer“
\( P(C) = P(T = 1) + P(T = 2) + … + P(T = 10) = 1 – P(T = 0)=1-B(10;0,07;0) \approx 1-0,000006=0,999994\)
Merke: P(mindestens 1 Treffer) = 1 – P(kein Treffer)
Testen Sie Ihr Können bei den folgenden Übungen
Übung 1
Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit dafür, dass beim oben dargestellten Sachverhalt
a) genau ein Hund zubeißt
b) kein Hund zubeißt
c) alle Hunde zubeißen
Übung 2
Autofahrer, die einen Tunnel verlassen, vergessen mit einer Wahrscheinlichkeit von \(10\%\) das Licht wieder abzuschalten. Es werden \(50\) Metern nach einem Tunnel \(100\) aufeinanderfolgende Autos daraufhin beobachtet.
Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit der Ereignisse:
\(A\): „Genau \(20\) Autos haben das Licht an.“
\(B\): „Genau \(10\) Autos haben das Licht an.“
\(C\): „Genau \(80\) Autos haben das Licht nicht an.“
\(D\): „Genau \(89\) Autos haben das Licht nicht an.“
\(E\): „Kein Autos hat das Licht an.“
\(F\): „Alle Autos haben das Licht an.“
\(G\): „Höchstens ein Auto hat das Licht an.“
\(H\): „Weniger als \(3\) Autos haben das Licht nicht an.“
\(I\): „Mindestens ein Auto hat das Licht an.“