Das Vorstellungsgespräch: Einstieg

Belohnung für eine erfolgreiche schriftliche Bewerbung

Lisa hatte sich vor 14 Tagen auf diese Anzeige hin beworben:

Lisa will sich auf das Vorstellungsgespräch einstimmen, liest die obige Stellenanzeige noch einmal durch und überlegt sich, welche Hinweise sie für ihre Vorbereitung aufgreifen sollte.

Das Vorstellungsgespräch: Vorbereitung 1

Auswertung der Stellenanzeige

Lisa ordnet die wichtigsten Stichworte aus der Anzeige den folgenden drei Rubriken zu:

Angaben zum Betrieb

  • “Fit & stark” Sportgeräte GmbH
  • international engagiertes Unternehmen
  • verschiedene Betriebssparten

berufsbezogene Kenntnisse und Fertigkeiten

  •  internationale Korrespondenz
  • Anwendung einschlägiger Computerprogramme

allgemeine Persönlichkeitsmerkmale und Schlüsselqualifikationen

  • Engagement
  • Selbstständigkeit
  •  Verantwortungsbereitschaft / Zuverlässigkeit
  • Teamfähigkeit
  • Kommunikationskompetenz
  • Loyalität

Sie kommt zu folgendem Schluss:

Branchen- bzw. Betriebsdaten finden

Persönlichkeitspräsentation planen

Das Vorstellungsgespräch: Vorbereitung 2

Betriebs- und Branchendaten einholen

Ein Vertreter des Arbeitsamtes empfiehlt folgendes Vorgehen bei der Beschaffung der wichtigen Informationen:

Branchendaten

  • Handelskammer bzw. Handwerkskammer
  • Fachzeitschrift der Branche
  • Berufsberater des Arbeitsamtes
  • Stichwortsuche im Internet (über Suchmaschinen, Archive großer Zeitungen, Homepage des Arbeitsamtes etc.)

Betriebsdaten

  • Homepage des jeweiligen Unternehmens
  • Broschüren bzw. Prospektmaterial über die hergestellten Produkte
  • Berufsberater des Arbeitsamtes

Auf welche Informationen kommt es besonders an?

  • allgemeine Wirtschaftsdaten der Branche
  • derzeitige Probleme bzw. Risiken
  • Zukunftsperspektiven
  • Rechtsform des Betriebes (Personengesellschaft/Kapitalgesellschaft)
  • Inhaber/Geschäftsführer
  • Anzahl der Mitarbeiter
  • Produkte bzw. Dienstleistungen
  • Wie lange existiert der Betrieb, wohin wird verkauft, wer vertreibt die Produkte?

Branchen- bzw. Betriebsdaten finden

Persönlichkeitspräsentation planen

Das Vorstellungsgespräch: Persönlichkeitspräsentation 1

Aufgaben:

1. Wie kann Lisa im Vorstellungsgespräch zeigen, dass sie den obigen Anforderungen gewachsen ist?

2. Welche Möglichkeiten hat ein Personalchef, falsche Angaben sofort als solche entlarven?

3. Wodurch gibt man als Bewerber im Vorstellungsgespräch (ungewollt) Informationen preis?

Lösungen

Falsche Angaben schnell entlarven

Sie müssen davon ausgehen, dass der Personalchef Ihre Bewerbungsunterlagen gut kennt. Widersprüchliche Angaben dazu im Bewerbungsgespräch fallen mit Sicherheit auf. (Möglicherweise werden Sie gar nicht auf eventuelle Unstimmigkeiten hingewiesen.) Ist dies der Fall, so werden Ihre Angaben im Bewerbungsschreiben unglaubwürdig. Stapeln Sie im Bewerbungsgespräch hoch, müssen Sie mit einer prompten Nachfrage rechnen.
Beispiel:
Personalchef: Gehen Sie manchmal ins Theater oder in die Oper?
Bewerber: Ja, öfters.
Personalchef: Was haben Sie denn zuletzt gesehen?
Bewerber: Die Räuber.
Personalchef: Sehr interessant, ich mag Heinrich Böll
als Autor auch sehr gerne.

Stumme Informanten

Umgangsformen
Das Beherrschen der grundlegenden Anstandsregeln beeinflusst den berühmten ersten Eindruck ganz wesentlich. (den Gegenüber freundlich begrüßen, ihn anschauen, sich erst nach Aufforderung setzen, sich für das Platzangebot bedanken, den Gesprächspartner nicht unterbrechen etc)
Äußeres Erscheinungsbild
Ein ordentliches Äußeres (Kleidung, Frisur etc) lässt entsprechend positive Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zu.
Die gewählte Kleidung sollte in etwa zu der Stelle passen, um die Sie sich bewerben. Over-dressed zu erscheinen wirkt genauso negativ wie ein zu lässiger oder liederlicher Kleidungsstil.

Körpersprache
Mimik und Gestik verraten oft mehr als Worte (siehe dazu die Seite Persönlichkeitspräsentation 2)

Das Vorstellungsgespräch: Persönlichkeitspräsentation 2

Körpersprache und -signale 

Die Körpersprache ist eine Form der Sprache – eine sehr verräterische noch dazu! Der Eindruck von einem anderen Menschen entsteht, so sagen die Wissenschaftler, zu 80% auf Gefühlsebene und nur zu 20% auf sachlicher Ebene.

Was der Personalchef aus unseren Körpersignalen schließen kann, zeigen die folgenden Beispiele.

  • bequem und lässig im Stuhl liegend
  • lockere und belehrende Gestik mit der rechten Hand
  • gerader Blick zum Gesprächspartner hin
  • keinen Respekt vor dem Gegenüber empfindend
  • Gegenüber soll beeindruckt bzw. belehrt werden
  • Offenheit und Vertrauen ausstrahlend
  • aneinander gepresste Oberschenkel, Füße am Stuhl festgeklammert
  • auf beiden Händen sitzend
  • Schultern nach vorne ziehend
  • gerader Blick zum Gesprächspartner
  • Unsicherheit
  • Schutz suchend
  • sich einigeln wollend
  • angespannte Aufmerksamkeit; ehrliche Absicht
  • Arme verschränkt
  • an den Fingernägeln kauend
  • Beine verkrampft übereinander geschlagen
  • gerader, ängstlicher Blick zum Gesprächspartner
  • Ausweg suchend; in Ruhe gelassen werden wollen
  • in sich gekehrt, Rückfall in die orale Phase
  • sich abwenden wollen
  • weglaufen wollen
  • Blick auf den Boden
  • Hände gefaltet
  • Beine übereinander geschlagen
  • nach vorne gebeugte Haltung
  • Ausweg suchend; in Ruhe gelassen werden wollen
  • in sich gekehrt
  • sich abwenden wollend
  • Drang wegzulaufen
  • Lippen zusammengepresst
  • feste Umklammerung der Zeitschrift
  • Beine übereinander geschlagen
  • leicht nach vorne gebeugter Oberkörper
  • zurückhaltend, verkrampft
  • Halt suchend
  • sich abkapseln wollend
  • weglaufen wollen
  • gerader und heiterer Blick
  • Hände offen auf dem Tisch liegend
  • Offenheit; Sympathie für den Gesprächspartner ausstrahlend
  • positive, handlungsbereite Haltung; angenehme Atmosphäre verbreitend

Aufgaben:

Erklären Sie, wo Sie die folgenden Körpersignale deuten!

  • verengte Augenöffnung
  • auffällig häufiger Lidschlag
  • übertrieben kräftiger Händedruck
  • kräftiger Händedruck ohne Übertreibung
  • schlaffer Händedruck
  • leise, flüsternde Stimme
  • schnelles Sprechtempo
  • langsames Sprechtempo

Lösungen

Körpersprache entschlüsseln

Körpersignal
  Bedeutungsmöglichkeiten
·  verengte Augenöffnung ·  nicht offen, drohend, gefährlich
·  auffällig häufiger Lidschlag ·  Nervosität
·  übertrieben kräftiger Händedruck ·  guten Eindruck machen bzw. dynamisch wirken
wollen
·  kräftiger Händedruck ohne Übertreibung ·  aufrechter Mensch
·  schlaffer Händedruck ·  willenlos
·  leise, flüsternde Stimme ·  Schutz suchend
·  schnelles Sprechtempo ·  unsicher, evtl. unüberlegt
·  langsames Sprechtempo ·  gewichtig oder auch unentschlossen bzw. unsicher

Das Vorstellungsgespräch: Persönlichkeitspräsentation 3

Auf unerlaubte Fragen richtig reagieren

Immer wieder kommt es vor, dass Personalchefs im Rahmen des Vorstellungsgesprächs Fragen stellen, die sehr in die Intimsphäre des Bewerbers eindringen. Nachfolgend einige Beispiele:

  • „Was kann Ihr Partner am wenigsten an Ihnen leiden?“
  • „Wann haben Sie vor zu heiraten?“
  • „Wie häufig und wie lange gehen Sie aus?“
  • „Wie viel trinken Sie denn, wenn sie ausgehen?
  • „Haben Sie AIDS?“
  • „Sind Sie schwanger?“
  • „Welcher Religion gehören Sie an?“

Im Grundgesetz wird das Recht auf Achtung der Persönlichkeit garantiert, deswegen sind Fragen nach dem oben angeführten Muster eigentlich nicht zulässig.

Warum fragt ein Personalchef nach solchen Dingen?

In der Regel tut er dies nicht aus Neugier, sondern er möchte Ihre Reaktion testen. Es kommt ihm darauf an, zu sehen, ob Sie Ihre Persönlichkeitsrechte kennen, wie selbstsicher Sie sind bzw. ob Sie sich nahezu bedingungslos unterwürfig verhalten.

Wie sollte man sich in solchen Fällen verhalten?

Auf keinen Fall sollten Sie negativ bzw. schroff reagieren.
Sie sollten in sachlichem, freundlichem Ton, ohne unterwürfig zu wirken, antworten.
Weisen Sie darauf hin, dass Sie Ihre Persönlichkeitsrechte auch in dieser Situation bewahren möchten.
Halten Sie dabei stets Blickkontakt mit dem Gesprächspartner.

Das Vorstellungsgespräch: Aufgabe 1

„Warum haben Sie gerade diesen Beruf gewählt?“

Diese Frage gehört zum Repertoire eines jeden Vorstellungsgespräches. Daher ergibt sich die Chance, durch eine entsprechende Vorbereitung grobe Fehler in der Antwort zu vermeiden.

Aufgaben:

Beurteilen Sie die nachfolgenden Antwortmöglichkeiten auf die Frage nach den Gründen Ihrer Berufswahl.
Beziehen Sie die Überlegung mit ein, welcher Eindruck dem Gesprächspartner dadurch jeweils vermittelt wird.

… Ich habe mich länger mit einem Fachmann Ihrer Branche unterhalten und bin jetzt zu dem Schluss gekommen, dass ich hier meinen Wunschberuf gefunden habe.

„Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“

Es wird der Eindruck erweckt, als habe der Fachmann den/die Bewerber/in dazu überredet, diesen Beruf zu ergreifen. Es geht nicht aus der Antwort hervor, ob er den eigenen Neigungen entspricht bzw, ob die erforderliche Qualifikation dafür vorhanden ist.

…   weil ich mich in letzter Zeit ganz besonders für … interessiere.

„Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“

Das persönliche Interesse ist zwar eine gute Voraussetzung für die richtige Berufswahl, jedoch sagt die Antwort nichts darüber aus, wo und wie er/sie sich informiert hat. Es könnte hier ein spontanes und wenig fundiertes Interesse am Beruf vorliegen.

…   Ich denke, dass ich hier Beruf und Hobby sinnvoll miteinander verbinden kann. Ich möchte nämlich, dass mir mein Beruf mein ganzes Leben lang Spaß macht.

„Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“

Die persönliche Begeisterung für den Beruf ist sicher glaubhaft dargestellt worden. Jedoch ist nicht klar, ob diese auf einem realistischen Bild vom Wunschberuf basiert, da von einer gezielten Informationsbeschaffung nicht gesprochen wird.

  Wir haben in der Schule mit dem Berufsberater gesprochen und auch einen Eignungstest vom Arbeitsamt absolviert. Für diesen  Beruf werde ich mich mit Sicherheit gut eignen.

„Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“

Es bleibt unklar, ob es sich um ein gezieltes Gespräch über den Wunschberuf gehandelt hat. Über das objektive Ergebnis des Eignungstests wird nichts verraten. Der/die Bewerber/in gibt nur eine etwas überheblich wirkende Selbsteinschätzung wieder. Es muss angezweifelt werden, ob dies vom Gesprächspartner als selbstbewusstes Auftreten gesehen wird.

…   Ich habe mich im Berufsinformationszentrum des Arbeitsamtes intensiv mit vielen Berufen beschäftigt. Dieser sagt mir von meinen Neigungen her am meisten zu.

„Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“

Die intensive Informationsbeschaffung im BIZ ist positiv zu sehen, ebenso wie das persönliche Bekenntnis, eine Neigung dazu zu haben. Dies Antwort dürfte, wenn die Berufseignung durch einen Test oder entsprechende Schulnoten nachgewiesen ist, einem/r Personalchef/in gut gefallen.

…   Über diesen Beruf habe ich schon viel gelesen.

„Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“

Es ist positiv zu sehen, wenn sich jemand über einen Beruf informiert hat. Aus der Antwort geht aber nicht hervor, ob die Informationen gezielt unter dem Aspekt der Berufsausbildung eingeholt wurden. Auch fehlt die persönliche Identifikation mit der gewünschten beruflichen Tätigkeit. Der/die Bewerber/in zeigt nicht, dass sie diesen Beruf gerne ausüben möchte.

…   Es war schon immer der Wunsch meiner Eltern, dass ich diesen Beruf ergreife. Auch ich denke, dass ich damit richtig liege.

„Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“

Es drängt sich der Verdacht der fremdbestimmten Berufswahl auf. Der/die Bewerber/in hat dem Drängen der Eltern nachgegeben, sich für diese Berufsausbildung zu bewerben. Eine eigene Neigung zu diesem Beruf ist nicht erkennbar. Dies ist im Bewerbungsgespräch wahrscheinlich ein Grund für eine Absage.

Das Vorstellungsgespräch: Aufgabe 2

„Was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit?“

Es gibt kaum ein Vorstellungsgespräch, in dem nicht diese Frage gestellt wird. Die Vorbereitung darauf lohnt sich also.

Aufgaben:

Beurteilen Sie die nachfolgenden Antworten. Eine davon ist empfehlenswert. Warum?

…   „Ich bin überzeugter Single. Sie verstehen schon.“

„Was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit?“

Solche persönlichen Dinge müssen Sie nicht preis geben, und das sollten Sie auch nicht tun. Denn diese Antwort eröffnet dem/der Personalchef/in breiten Raum für Phantasien, die nicht nur zu Ihrem Vorteil gereichen können.

…   „Weil mir meine Familie sehr wichtig ist, versuche ich auf sie Rücksicht zu nehmen. Trotz der vielen Reisen und der langen Arbeitszeit möchte ich so viel Zeit wie nur möglich bei Frau und Kindern zu verbringen. Wenn es möglich ist, unternehmen wir etwas gemeinsam. Natürlich treffen wir uns auch gerne mit Freunden. Ich spiele Tennis und gelegentlich Golf. Außerdem interessiere ich für mittelalterliche Geschichte. Mit der größer werdenden Familie bleibt dafür natürlich wenig Zeit.“

„Was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit?“

Dies ist die vorteilhafteste Antwort.
Man hat auch nach der Arbeit noch Leistungsreserven und pflegt das Sozialleben. Dies vermittelt einen souveränen Eindruck. Der Bewerber steht über den Dingen. In den USA muss noch der Punkt „aktive Gesundheitspflege“ (=Sport) dabei sein.
Das Persönliche müsste man nicht von sich geben.

…   „Samstags habe ich Sitzung bei meinem Psychoanalytiker. Am Sonntag muss ich dann alles verarbeiten.“

„Was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit?“

Der Bewerber hat sich selbst disqualifiziert. Seine psychischen Probleme dürften den Arbeitgeber abschrecken. Die Ablehnung scheint sicher.

…   „Für mich stellt es eine ungeheure psychische Belastung dar, den ständig wachsenden Anforderungen am Arbeitsplatz gerecht zu werden. Ich fühle mich ständig fremd bestimmt. In der Freizeit relaxe ich daher: Füße hoch, Fernseher an.“

„Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“

Es bleibt unklar, ob es sich um ein gezieltes Gespräch über den Wunschberuf gehandelt hat. Über das objektive Ergebnis des Eignungstests wird nichts verraten. Der/die Bewerber/in gibt nur eine etwas überheblich wirkende Selbsteinschätzung wieder. Es muss angezweifelt werden, ob dies vom Gesprächspartner als selbstbewusstes Auftreten gesehen wird.

…   Ich habe mich im Berufsinformationszentrum des Arbeitsamtes intensiv mit vielen Berufen beschäftigt. Dieser sagt mir von meinen Neigungen her am meisten zu.

„Was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit?“

Hier wird der Eindruck erweckt, man sei durch die Arbeit überfordert. Dadurch ermutigen Sie den Unternehmer nicht, Sie einzustellen.

…   Über diesen Beruf habe ich schon viel gelesen.

„Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“

Es ist positiv zu sehen, wenn sich jemand über einen Beruf informiert hat. Aus der Antwort geht aber nicht hervor, ob die Informationen gezielt unter dem Aspekt der Berufsausbildung eingeholt wurden. Auch fehlt die persönliche Identifikation mit der gewünschten beruflichen Tätigkeit. Der/die Bewerber/in zeigt nicht, dass sie diesen Beruf gerne ausüben möchte.

…   Es war schon immer der Wunsch meiner Eltern, dass ich diesen Beruf ergreife. Auch ich denke, dass ich damit richtig liege.

„Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?“

Es drängt sich der Verdacht der fremdbestimmten Berufswahl auf. Der/die Bewerber/in hat dem Drängen der Eltern nachgegeben, sich für diese Berufsausbildung zu bewerben. Eine eigene Neigung zu diesem Beruf ist nicht erkennbar. Dies ist im Bewerbungsgespräch wahrscheinlich ein Grund für eine Absage.

Einsendeaufgaben

Aufgaben:

Beantworten Sie auf der Grundlage des nachfolgenden Interviews folgende Fragen:

1. Warum wirkt übertriebenes Selbstbewusstsein nach Auffassung von Frau Schütz im Bewerbungsgespräch eher negativ?

2. Suchen Sie konkrete Verhaltensbeispiele, mit deren Hilfe Sie einen sympathischen Eindruck vermitteln können.

3. Zeigen Sie anhand einiger Beispiele auf, wie Sie einen Gesprächspartner von Ihrer Teamfähigkeit überzeugen können. Welche Fehler gilt es zu vermeiden?

Warum schadet zu viel Selbstbewusstsein?

Astrid Schütz lehrt Psychologie an der Universität Chemnitz. Ihr Forschungsgebiet: Selbstwertgefühl und Selbstdarstellung – vor allem von Politikern und Berufstätigen. Gunthild Kubitz fragte die Professorin, was sie für das Vorstellungsgespräch empfiehlt.
SZ: Der Erfolg eines Vorstellungsgespräches hängt vom selbstsicheren Auftreten ab – das behaupten zumindest die meisten Ratgeber. Stimmt das?

Schütz: Es ist zwar in der Tat so, dass Menschen, die sich selbst sehr positiv einschätzen, andere häufig beeindrucken. Doch empirische Untersuchungen zeigen, dass das oft nicht lange anhält. In verschiedenen Studien und Experimenten, die Bewerbungssituationen ähnelten, haben wir festgestellt, dass positive Selbstbeschreibungen auch als übertrieben erlebt werden können.

SZ: Zum Beispiel?

Schütz: Wer sagt: „Die Aufgaben in Ihrem Unternehmen erledige ich mit links und viel besser als Ihre Kollegen“, wird eher als unangenehm empfunden. Selbst wenn diese Person so produktiv ist, wie sie sich darstellt – ein Vorgesetzter wird sich vermutlich fragen, welche Auswirkungen sie als Mitarbeiter auf das
Klima in seinem Team hat. Allerdings wird auch niemand einen Bewerber einstellen, der unsicher ist, ob
er den Anforderungen der Firma gewachsen sein wird.

SZ: Wie aber überzeugt man einen potentiellen Chef von den eigenen Kompetenzen?

Schütz: Qualifikationen werden in Bewerbungsgesprächen kaum abgefragt, in der Regel gehen sie ja
aus den schriftlichen Unterlagen hervor. Viel entscheidender ist der persönliche Eindruck: Wer attraktiv ist,
hat statistisch gesehen einen gewissen Vorteil. Und Sympathien spielen eine wichtige Rolle, ob jemand als passend für die jeweiligen Abteilung erlebt wird. Als Bewerber will man natürlich sowohl kompetent als auch sympathisch wirken. Aus Experimenten weiß man jedoch, dass das eine oft auf Kosten des anderen geht.

SZ: Und eine Lösung gibt es nicht?

Schütz: Doch. Natürlich muss man die eigenen Fähigkeiten deutlich herausstellen. Aber man sollte es
nicht auf eine aggressive Weise tun, indem man beispielsweise andere anwertet. Es macht schließlich
einen Unterschied, ob man sagt: „Ich kann das“ oder ob man sagt: „Ich kann das und alle anderen sind Versager.“ Die meisten Firmen suchen keine Einzelkämpfer, sondern teamfähige Mitarbeiter. Und über Sympathie und Antipathie entscheidet vor allem das nonverbale Verhalten, also: Wie gibt sich jemand bei
der Begrüßung? Beim Verabschieden? Lächelt er? Schaut er seinem Gegenüber während des Gesprächs
in die Augen?

SZ: Kann man positive Selbstdarstellung auch trainieren?

Schütz: Ja. Aber ich halte es nicht für sinnvoll, das zu tun, nur um in einem Bewerbungsgespräch etwas vorzuspielen, was man nicht ist. Möglicherweise bekommt man dann zwar der Job, besteht aber die
Probezeit nicht oder wird nicht glücklich an dem Arbeitsplatz. Doch für Menschen, die sich nicht optimal präsentieren können, weil sie zu nervös sind oder einfach zu wenig Übung haben, kann ein Training
durchaus nützlich sein. Mit Hilfe externer Beurteilungen können sie lernen, sich so darzustellen, wie es
ihrer Person entspricht.

Süddeutsche Zeitung vom 29./29.12.2002

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