Weiterführende Aufgaben

Lernbereich 7: Jahresabschlussarbeiten durchführen und das Gesamtergebnis einer Unternehmung ermitteln

Bewertung Anlagevermögen

Die BOS AG mit Sitz in Erlangen ist ein internationaler Hersteller für Energielösungen und Dienstleistungen im Bereich Photovoltaik und Energiespeicher. Die AG ist eine große Kapitalgesellschaft im Sinne des Handelsgesetzbuches (HGB). Demzufolge erfolgt die Bewertung im Rahmen des Jahresabschlusses (Geschäftsjahr 01.01.2018 – 31.12.2018) ausschließlich nach den Vorschriften des HGB.

Als Mitarbeiter in der Abteilung Rechnungswesen der BOS AG werden Sie von Ihrem Vorgesetzten gebeten, folgende Aufgaben zum Jahresende durchzuführen. Im Rahmen der Bewertung strebt das Unternehmen am Jahresende jeweils einen niedrigen Gewinnausweis an.

1 Am 15.07.2018 wurde ein neuer Hochleistungsserver mit einer Nutzungsdauer von drei Jahren für die firmeneigene Computeranlage der BOS AG zum Listenpreis von 92.000,00 € angeschafft. Der Händler gewährt 5 % Rabatt. Für das Aufstellen und Einrichten des Servers werden 12.314,12 € brutto berechnet. Eine für die Mitarbeiter durchgeführte Schulung stellt der Händler mit 7.735,00 € brutto in Rechnung. Bei Zahlung innerhalb von 15 Tagen wurde ein Skonto von 2 % vereinbart, der auch in Anspruch genommen wurde.

1.1 Ermitteln Sie die Höhe der planmäßigen Abschreibung im Jahr 2018 und ermitteln Sie den Bilanzansatz zum 31.12.2018 für den Hochleistungsserver.

1.2 Der nicht mehr benötigte alte Server (Kauf am 20.07.2015, Nutzungsdauer sechs Jahre) wird von der BOS AG im Januar 2019 für 6.000,00 € netto auf Ziel verkauft. Die Anschaffungskosten betrugen 120.000,00 €. Berechnen Sie den Restbuchwert des alten Servers zum 31.12.2018 und begründen Sie, wie sich der Geschäftsvorfall auf den Erfolg des Unternehmens auswirkt. Geben Sie auch die Höhe der Auswirkung an.

2 In der Betriebsschlosserei der BOS AG wurde im Laufe des Jahres 2018 eine Filterprüfeinrichtung in Eigenleistung erstellt und am 15.12.2018 in Betrieb genommen. Der Finanzbuchhaltung stehen zur Ermittlung der Herstellungskosten folgende Angaben aus der Kosten- und Leistungsrechnung zur Verfügung:

Fertigungsmaterial 20.000,00 €

Fertigungslöhne 28.000,00 €

MGK-Zuschlagsatz 50 %

FGK-Zuschlagsatz 180 %

VwGK 9.430,00 €

VtGK 5.000,00 €

Der Anteil der kalkulatorischen Kosten beträgt bei den MGK 15 % und bei den FGK 25 % von den jeweiligen Gemeinkostenbeträgen. Weitere kalkulatorische Kosten fielen nicht an.

Ermitteln Sie den Bilanzansatz zum 31.12.2018. Begründen und beurteilen Sie den gewählten Wertansatz, wenn die Gewinn- und Verlustrechnung zur Gewährung neuer Kredite bei den Gläubigern vorgelegt werden soll.

3 Aufgrund eines starken Firmenwachstums erwarb die BOS AG im März 2017 ein neues Grundstück mit Bürogebäude. Der Wert des Bürogebäudes betrug 1.000.000,00 €. Zusätzlich gehen folgende Rechnungen im Zusammenhang mit dem Kauf ein:

– Grunderwerbsteuer 42.000,00 €

– Maklergebühren netto 15.000,00 €

– Erschließungskosten der Gemeinde 16.200,00 €

– Brandversicherungsprämie 1.800,00 €

3.1 Ermitteln Sie die vorläufigen Anschaffungskosten für das Grundstück und das Bürogebäude im März 2017.

3.2 Die Anschaffungskosten für das Gebäude mit einer Nutzungsdauer von 25 Jahren erhöhten sich durch einige zusätzliche Kosten auf insgesamt 1.200.000,00 €. Bereits im Frühjahr 2018 waren in verschiedenen Gebäudeteilen erhebliche Risse zu erkennen, die sich ständig vergrößerten. Ein beauftragter Gutachter stellte daraufhin fest, dass zwar keine Einsturzgefahr bestand, aber aufgrund der Geländeeigenschaften das Fundament für das Gebäude irreparabel zu schwach ausgelegt war. Er schätzte den Wert des Gebäudes zum 31.12.2018 auf 800.000,00 €. Ermitteln und begründen Sie den Bilanzansatz des Gebäudes zum 31.12.2018.

4 Aus strategischen Gründen kauft die BOS AG im Juli 2018 Wertpapiere (= Aktien) eine Zulieferers zu Anschaffungskosten in Höhe von 4.000.000,00 €. Am 31.12.2018 beträgt der Marktpreis für die Wertpapiere nur noch 2.700.000,00 €. Die Wertminderung wird als kurzfristig eingestuft. Ermitteln und begründen Sie den Bilanzansatz für die Aktien zum 31.12.2018.

ZEP                    87.400,00

–      Skonto        1.748,00

+      ANK           10.348,00

=      AK              96.000,00

–      AfA              16.000,00          33 1/3 % für sechs Monate

=      RBW          80.000,00

Bilanzansatz zum 31.12.2018: 80.000,00 €

AK 07/2015        120.000,00

[-     AfA 2015        10.000,00          für 6 Monate

=      RBW 2015   110.000,00

–      AfA 2016        20.000,00

=      RBW 2016    90.000,00

–      AfA 2017        20.000,00

=      RBW 2017    70.000,00

–      AfA 2018       20.000,00]

=      RBW 2018   50.000,00

Der Gewinn wird um 44.000,00 € (50.000,00 € – 6.000,00 €) gemindert, da der Verkaufspreis deutlich geringer ausfällt als der Restbuchwert.

FM                                                               20.000,00

MGK 50 % 10.000,00 davon 85 %           8.500,00

FL                                                                28.000,00

FGK 180 % 50.400,00 davon 75 %         37.800,00

HK WUG                                                    94.300,00

VwGK                                                            9.430,00

HK WOG                                                  103.730,00

Zur Vorlage bei den Gläubigern wird das Unternehmen den Gewinn möglichst hoch ausweisen, um als solide und damit kreditwürdig zu wirken. Deshalb wird die Wertobergrenze aktiviert. Dies widerspricht aber dem eigentlichen Bestreben des Unternehmens, einen niedrigen Gewinn auszuweisen.

                                    Gebäude 83 1/3 %      Grundstück 16 2/3 %

AP                                       1.000.000,00                   200.000,00

GESt                                         35.000,00                        7.000,00

Makler                                     12.500,00                        2.500,00

Erschließung                                                                  16.200,00

vorläufige AK                      1.047.500,00                 225.700,00

Anmerkung:

Der reine Anschaffungspreis des Gebäudes beträgt 1 Mio. €. Der Anschaffungspreis für das Grundstück ist zunächst unbekannt. Man kann ihn sich über die Grunderwerbsteuer erschließen, die 3,5 % und insgesamt 42.000,00 € beträgt. Rechnet man 42.000,00 * 100 % / 3,5 %, so erhält man den Anschaffungspreis von Grundstück und Gebäude zusammen, nämlich 1.200.000,00 € – folglich muss der Grundstückspreis 200.000,00 betragen. Das prozentuale Verhältnis erhält man, wenn 1 Mio. * 100 % / 1,2 Mio., bzw. 200.000,00 * 100 % / 1,2 Mio. gerechnet wird. Noch simpler zu lösen ist die Aufteilung, wenn man den zu verteilenden Betrag (z. B. die Maklergebühren über 15.000,00 Euro) durch die Gesamtsumme der Anschaffungspreise teilt (15.000,00 / 1.200.000,00) und das Ergebnis mit dem Anschaffungspreis von Grundstück/Gebäude multipliziert (z. B. für das Gebäude: 15.000,00 / 1.200.000,00 * 1.000.000,00 = 12.500,00).

AK 3/2017             1.200.000,00

–      AfA 2017              40.000,00

=      RBW 2017      1.160.000,00

–      AfA 2018              48.000,00

=      RBW 2018      1.112.000,00

 

  1. Schritt: Verortung des Bewertungsgegenstandes in der Bilanz

Ein Gebäude wird als abnutzbares Anlagevermögen bilanziert.

  1. Schritt: Vergleich des Regelwertes mit dem Marktwert

Regelwert (= Restbuchwert): 1.112.000,00

Marktwert (= beizulegender Wert): 800.000,00

RW > MW

  1. Schritt: Bestimmen Sie, ob eine Wertminderung oder -steigerung vorliegt und ob diese dauerhaft oder nur vorübergehend ist

Es liegt eine dauerhafte Wertminderung vor.

  1. Schritt: Begründen Sie den Bilanzansatz aufgrund des anzuwendenden Prinzips

Zum 31.12.2018 liegt eine voraussichtlich dauerhafte Wertminderung vor. Der niedrigere beizulegende Wert muss angesetzt werden aufgrund des gemilderten Niederstwertprinzips.

  1. Schritt: Ermittlung des Bilanzansatzes

Bilanzansatz zum 31.12.2018: 800.000,00 €

  1. Schritt: Verortung des Bewertungsgegenstandes in der Bilanz

Die Wertpapiere werden als Finanzanlagevermögen bilanziert.

  1. Schritt: Vergleich des Regelwertes mit dem Marktwert

Regelwert: 4.000.000,00 €

Marktwert: 2.700.000,00 €

RW > MW

  1. Schritt: Bestimmen Sie, ob eine Wertminderung oder -steigerung vorliegt und ob diese dauerhaft oder nur vorübergehend ist

Vorübergehende Wertminderung

  1. Schritt: Begründen Sie den Bilanzansatz aufgrund des anzuwendenden Prinzips

Zum 31.12.2018 liegt eine vorübergehende Wertminderung vor. Das Unternehmen hat nach dem gemilderten Niederstwertprinzip das Wahlrecht, den niedrigeren Marktpreis oder den höheren Regelwert anzusetzen. Da die BOS AG aber einen möglichst niedrigen Gewinnausweis anstrebt, wird der niedrigere Marktpreis angesetzt.

  1. Schritt: Ermittlung des Bilanzansatzes

Bilanzansatz zum 31.12.2018: 2.700.000,00 €