Die Erklärung als wissenschaftliches Ziel der Pädagogik und Psychologie
Aufgaben:
1. Informieren Sie sich über die Erklärung als wissenschaftliches Ziel der Pädagogik/Psychologie.
2. Halten Sie die wichtigen Aspekte schriftlich fest.
3. Formulieren Sie ein eigenes Beispiel aus Ihrer beruflichen Praxis, an welchem Sie Ursache- Wirkungszusammenhänge darstellen.
4. Reflektieren Sie die Bedeutung der Erklärung als wissenschaftliches Ziel.
Informationstext zur Erklärung als wissenschaftliches Ziel
Von einer Erklärung wird dann gesprochen, wenn sich die Bedingungen oder sogar die Ursachen aufweisen lassen, die ein Ereignis hervorgebracht haben. Ziel ist also das Entdecken von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen.
Explikation: Erklären bedeutet Beziehungen zwischen beschriebenen Merkmalen herstellen.
| Ursache (beobachtbar) → | Beziehung zwischen Merkmalen (Zusammenhang)
= Erklären |
← Wirkung (beobachtbar) |
Exemplifikation: Die Vorstellung, dass Aggressionen eine Reaktion auf frustrierende Erfahrungen sind, ist sehr weit verbreitet. Im Alltag lassen sich viele Beispiele finden, um diesen Zusammenhang zwischen Aggression und Frustration als selbstverständlich erscheinen zu lassen.
Kinder/Jugendliche, die frustriert werden (z.B. durch schlechte Noten in der Schule/Ausgrenzung vom Freundeskreis… = Ursache) zeigen eine Form von Aggression (= Wirkung)
In diesem Zusammenhang muss der Begriff der Gesetzmäßigkeit geklärt werden.
Explikation: Von einer Gesetzmäßigkeit spricht man, wenn eine Aussage über einen wahrscheinlichen Zusammenhang durch eine wissenschaftliche Untersuchung festgestellt wurde.
| Ursache (beobachtbar) → | Beziehung zwischen beschriebenen Merkmalen wurde durch wissenschaftliche Untersuchungen festgestellt = Gesetzmäßigkeit |
← Wirkung (beobachtbar) |
Gesetze im Sinne von Naturgesetzen sind bei Wissenschaften, die sich mit dem Menschen beschäftigen nicht möglich,denn es gibt keine Gesetze, die stets und ohne jede Ausnahme für die Realität zutreffend sind. Schließlich sind Menschen keine Maschinen, so dass eine 100%tige Aussage nicht zu treffen ist. Somit kann man lediglich Wahrscheinlichkeitsaussagen formulieren, wonach die durch wissenschaftliche Untersuchungen festgestellte Beziehung mit großer Wahrscheinlichkeit zutrifft und daher einen relativ hohen Allgemeinheitsgrad besitzt.
Für eine wissenschaftliche Untersuchung des angenommenen Zusammenhanges zwischen Frustration und Aggression ist es zunächst notwendig, die verwendeten Begriffe fassbar und messbar zu machen. Dies bezeichnet man als Operationalisierung. Sie beschreibt die Art und Weise, wie theoretische Konstrukte (hier Frustration und Aggression) beobachtet und gemessen werden sollen.
Explikation: Eine Frustration ist eine Wunschversagung. Frustration entsteht durch durch Nichterreichen eines gesteckten Zieles. Als Aggression wird eine Verhaltensweise bezeichnet, die beabsichtigt, Schaden oder Schmerzen zu verursachen.
Exemplifikation: Bei einer wissenschaftlichen Untersuchung wäre folgende Versuchsanordnung möglich: Versuchspersonen, z.B. Schülerinnen und Schüler einer bestimmten Altersgruppe, werden vor ein nicht lösbares Problem gestellt und auf diese Weise frustriert. Man beobachtet die nachfolgenden Reaktionen und wertet sie aus.
Nach Beobachtung und Auswertung der wissenschaftlichen Untersuchung könnte man z.B. die folgende Gesetzmäßigkeit formulieren:
Exemplifikation: Wenn Kinder Frustration erfahren zeigen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit aggressives Verhalten. Die Aggression steht sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der vorausgegangenen Frustration.
Wissenschaftler sind aber mit dem Entdecken von bestimmten Gesetzmäßigkeiten (Ursache- Wirkungs- Zusammenhängen) noch nicht zufrieden. Sie interessiert darüber hinaus auch die Frage nach dem „Warum“, und so machen sie die Gesetzmäßigkeit selbst zum erklärungsbedürftigen Gegenstand. In diesem Zusammenhang stellen sie Annahmen über nicht-beobachtbare Prozesse auf und erklären, warum bestimmte Ursachen sehr wahrscheinlich zu bestimmten Wirkungen führen.
Ein System solcher sinnvoll aufeinander bezogener Annahmen nennt man schließlich Theorie.
Explikation: Eine Theorie umfasst Annahmen über nicht-beobachtbare Prozesse, um zu erklären, inwiefern bestimmte Ursachen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine bestimmte Wirkung herbeiführen.
Exemplifikation: Beispielbezogen lautet die Fragestellung hier also: Warum Kinder aggressives Verhalten zeigen, wenn sie Frustration erfahren?
1962 wurde die Frustrations-Aggressions-Theorie von Leonard Berkowitz weiter entwickelt. Die Entstehung der Aggression ist demnach davon abhängig, wie der einzelne Mensch ein gewisses Ereignis auffasst, bewertet und schließlich auf sich selbst bezieht. Außerdem spielt es eine Rolle, welche genetische Veranlagung und welche erworbenen Neigungen und grundlegenden Einstellungen er besitzt.
Ob ein Mensch Frustration in Aggression umsetzt, hängt also davon ab, in welcher Situation er sich befindet. Je nach Situation kann derselbe Mensch sich unterschiedlich verhalten. Frustration alleine kann die Komplexität der Aggression nicht umfassend erklären.
Die Übernahme von aggressivem Verhalten kann aber auch mit der sozial-kognitiven Theorie von Albert Bandura erklärt werden, der nachgewiesen hat, dass Menschen bestimmte Verhaltensweise nachahmen, die sie an einem Modell beobachtet haben. Hier ist auf das Beispiel von „Rocky“ ( http://www.youtube.com/watch?v=Z0iWpSNu3NU ) zu verweisen.