Kritische Auseinandersetzung mit dem Life Model

1. Überlegen Sie zunächst selbstständig, welche Stärken und Schwächen Sie in dem sozialpädagogoischen Ansatz sehen. Beziehen Sie in Ihre Überlegungen auch den Erklärungswert von anderen Ihnen bekannten psychologischen Theorien mit ein.

2. Fassen Sie die zentralen Erkenntnisse zum Erklärungswert der ökologischen Theorie nach Germian und Gitterman in einer Schlagwortliste (Pro/Contra) zusammen.

3. Reflektieren Sie, welche Erlebens- und Verhaltensweisen mittels des Life Models erklärt werden können und welche nicht. Ergänzen Sie entsprechend Ihre Schlagwortliste.

Das sind die Stärken des Ansatzes

  • Das Life Model ist eines der wenigen Modelle, die klar praxisorientiert ausgelegt sind, da es sowohl als Analyse-Instrument als auch als Interventionsmöglichkeit anwendbar ist.
  • Dieser Ansatz untermauert weiter die Sichtweise Menschen ganzheitlich in ihren Problemlagen zu erfassen. Anwendungsbereiche sind beispielsweise die Sozialmedizin und der Behindertenarbeit. Es ist deshalb sowohl von großer Bedeutung für die Soziale Arbeit insgesamt als auch für sozialpolitische Entscheidungen.
  • Das Life Model will nicht nur die Symptome und Probleme beim Individuum an sich, sondern das problematische Erleben und Verhalten des Klienten als interagierenden Teil der Gesellschaft sehen und bewusst machen, dass der Klient durch die von der Gesellschaft bedingten politischen und wirtschaftlichen  Strukturen beeinflusst wird und in einer auch politisch bedingten Umwelt lebt.
  • Nicht nur allein der Klient ist Adressat von  Unterstützungsleistungen, sondern auch seine Umwelt: Soziale Netzwerke wie z.B. Angehörige, Arbeitskollegen, Nachbarn aber auch soziale Einrichtungen und weitere Hilfen aus seiner Umwelt werden für ihn erschlossen und koordiniert, Umweltbedingungen werden verändert und für den Klienten und sein Umfeld verbessert.

Hier zeigen sich Schwächen des Ansatzes

  • Es kann durchaus auch problematisch für den jeweiligen Einzelfall sein, den Blickwinkel in erster Linie auf die jeweiligen Umweltbedingungen zu richten. Dabei kommt eventuell die Sicht auf die individuellen Bedürfnisse, die Gefühlslage sowie das subjektive Erleben und Verhalten des Individuums zu kurz. So gibt es psychische Störungen, deren Entstehung im Inneren der Person und ihrer individuellen Entwicklung anzusiedeln sind bzw. die eine organische Ursache haben können.
  • Ferner können auch in der Vergangenheit liegende Ereignisse zu einem für das Individuum heute belastendem Problem geführt haben, die sich nicht mehr ungeschehen machen lassen.
  • Einerseits hat der Sozialpädagoge/Sozialarbeiter die gesellschaftliche „Kontrollfunktion“ und die Pflicht, die gesellschaftlichen Interessen zu erfüllen, andererseits ist er Anwalt und „Partner“ des Klienten. Dieses „doppelte Mandat“ kann zu einem Problem werden.
  • Es wird der kritische Einwand erhoben Soziale Arbeit kann gesellschaftliche Bedingungen nicht grundsätzlich verändern, denn sie will kein Politikersatz sein.
  • Das Life Model verwendet aus der Ökologie entlehnte Begriffe, um die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt zu bezeichnen und somit auch wissenschaftlich zu erhellen. Diese teilweise in ihrer Bedeutung veränderten Begrifflichkeiten (z.B. Habitat, Nische, Transaktion) führten dazu, dass die Kritik erhoben wurde, bereits bekannte Zusammenhänge lediglich mit neuen, teilweise unklaren Fachtermini belegt zu haben
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