Das Life Model nach Germain und Gitterman

Grundlagenbegriffe des Life Model

Nische

Diese Austauschprozesse bilden einen sozialer Standort aus, den ein Mensch in einer Gruppe oder in einer Gemeinschaft inne hat. Gittermann und Germain sprechen hier von Nische. Sie stellt das Handlungsfeld einer Person dar, also ob ein Mensch Einflussmöglichkeiten besitzt oder nicht. Das Individuum führt jeweils eine subjektive Bewertung seines Standorts im Gefüge der Beziehungen durch.

Exemplifikation

Der Schüler nimmt mehrere Nischen ein. Zu einem ist im Rahmen seiner Ausbildung ein Schüler, desweiteren besitzt er aber weitere Nischen, z.B. als Sohn, als Freund, als Vereinsmitglied, als Jugendlicher, usw.

Diese Bewertung und die damit verknüpften Handlungsmöglichkeiten münden in eine gute oder schlechte Nische.

Exemplifikation schlechte Nische

Der Schülerin B. soll sich in ihrer Klasse in einer Arbeitsgruppe mit anderen Klassenkameraden um die Planung der Abschlussfahrt kümmern. Ihre Arbeit wird aber von den anderen Mitgliedern der Gruppe als negativ bewertet, da sie häufig im Unterricht fehlt und zu den anberaumten Treffen nicht erscheint und vereinbarte Aufgaben unerledigt lässt. Folglich sind auch die Beziehungen zwischen der Gruppe und B.von schlechter Qualität und sie beurteilt Ihre Rolle als Mitglied der Arbeitsgruppe als unwichtig und gerät immer mehr in die Außenseiterrolle.

Exemplifikation gute Nische

Der Schüler F. erfährt mit seinem Vorschlag für ein geeignetes Ziel und seine umfangreiche Vorbereitungsarbeit große Anerkennung. Seine Arbeit wird von der Gruppe und der Klasse hoch geschätzt. Seine Führungsposition wird unter anderem aufgrund seiner guten schulischen Leistungen und der damit verbundenen Sachkompetenz anerkannt. Er hat großes Organisationstalent und ist in der Gruppe sehr beliebt. Er bewertet seinen Standort als angenehm und befriedigend.

Habitat

Im Hinblick auf die Bildung der Nischenstruktur ist auch der Ort wichtig, an dem ein Individuum anzutreffen ist, dem sogenannten Habitat. Gittermann und Germain schreiben hierzu: „(…). Im übertragenen Sinn stellen die bestimmten Gegebenheiten der äußeren Umwelt und des sozialen Settings innerhalb eines kulturellen Kontextes das menschliche Habitat dar.“ (vgl. Gittermann und Germain, Praktische Sozialarbeit, 1999)

Exemplifikation

Dem Schüler sein soziales Habitat bilden exemplarisch die Lehrer und Mitschüler an seiner Schule. Dies beeinflusst sein Verhalten dahingehend, dass er schulische Aufgaben meidet und sich zurückzieht.

Das kulturelle Habitat ist die Schule im Allgemeinen. Durch dieses Habitat erlernt der Schüler verschiedene Sprachen und erfährt z.B. eine naturwissenschaftliche Ausbildung.

Die Wohnort des Schülers liegt in einem ländlichen Gebiet in Oberfranken. Die Infrastruktur ist hier nur unzureichend ausgebaut, so dass er nur schwierig andere Orte, wie z.B. die Schule erreichen kann.