Das Life Model nach Germain und Gitterman
Grundlagenbegriffe des Life Model
Umwelt
Zunächst sollen die Umwelt und deren Bedingungen betrachtet werden. Germain und Gittermann sehen den Menschen in eine soziale und materielle Umwelt eingebunden. Die materielle Umwelt beinhaltet die Natur (natürliche Umwelt) und die vom Menschen geschaffene Kultur (kulturelle Umwelt).
Exemplifikation: Mit natürlicher Umwelt sind die landschaftlichen und klimatischen Gegebenheiten genauso gemeint wie z.B. auch die Ernährung. Die kulturelle Umwelt bezeichnet dagegen Überzeugungen, Ideologien, Wert- und Normvorstellungen, aber auch die Veränderung der Wohnverhältnisse, den Wohnraum und die jeweiligen Vermögensverhältnisse des Individuums.
Die soziale Umwelt meint die mannigfaltigen Organisationsformen und Beziehungen des Menschen.
Exemplifikation: Zur sozialen Umwelt gehören die Familie, familienähnliche Lebensformen, Verhältnisse in der Schule, Geschwisterkonstellationen und die Gemeinde bzw. der Stadtteil.
Die sozialen und materiellen Umweltbedingungen können die Lebensgestaltung des Individuums unterstützen oder beeinträchtigen. Daraus folgt, dass am Ende der Transaktion entweder ein positives oder ein negatives Person-Umwelt-Verhältnis steht.
Person-Umwelt Transaktion
Das Life-Model sieht den Klienten eingebettet in seine sozialen Beziehungen, Institutionen, in sein Wohnumfeld und die Arbeitswelt. Die Lebensbewältigung wird demzufolge als Person-Umwelt-Transaktion, d.h. als gegenseitiger und komplexer Austauschprozess, begriffen, bei dem eine ständige wechselseitige Beeinflussung, Veränderung und Entwicklung besteht.
Exemplifikation
Ein Schüler kann in der Schule nicht mehr mithalten, die Anforderungen in den Schulaufgaben und Leistungstest im Allgemeinen überfordern ihn. Er wirkt gestresst, in Teilen auch gereizt und aggressiv auf Fragen und zieht sich zurück (Wirkung der Umwelt auf die Person).
Die Lehrer seiner Klassen nehmen den Schüler als unmotiviert und leistungsschwach da. Sie versuchen ihn stärker am Unterrichtsgeschehen zu beteiligen, in dem sie ihn vermehrt aufrufen oder an die Tafel holen (Rückwirkung der Person auf die Umwelt). Dies hat nun zur Folge, dass der Schüler den Schulalltag als noch belastender erlebt, da er stetig mit Misserfolgserlebnissen konfrontiert ist.
Gittermann und Germain sehen das Verhalten als ein Produkt ständig stattfindender Austauschprozesse zwischen Personen und ihrer Umwelt. Diese Austauschprozesse im Sinne von Wirkung und Rückwirkung (Transaktion) können sowohl anspassungsfördernd als auch anpassungsfeindlich verlaufen.
Anpassung
Germain und Gittermann sehen den Schlüssel zur Lebenszufriedenheit in der Herstellung einer förderlichen Person-Umwelt-Transaktion. Dies kann
- einerseits durch Stärken des Anpassungspotenzial der Klienten, aber
- andererseits auch durch die Veränderung und Beeinflussung der Umwelt, gelingen.
Exemplifikation
Der Schüler investiert mehr Zeit in das Lernen, er liest in Büchern und sieht sich im Internet Lernvideos an. Der Schüler versucht sich somit den schulischen Anforderungen der Umwelt anzupassen.
Desweiteren überlegt der Schüler, ob er das Gymnasium verlassen soll und sich an einer Weiterführenden Schule, entsprechend seinen fachlichen Vorlieben, anmelden soll. Damit würde er die Umwelt gemäß seines Bedürfnisses verändern und beeinflussen.