Biografische Einflüsse auf Carl Rogers
Aufgaben:
1. Informieren Sie sich über den Begründer der personenzentrierten Theorie Carl Rogers.
2. Recherchieren Sie im Internet nach spannenden weiteren Fakten zur Person (Besondere Forschungsgebiete, Bücher, weitere Bekannte Familienmitglieder, Persönlichkeit,…)
3. Fassen Sie die zentralen Erkenntnisse in einem Datenblatt zur Person zusammen.
4. Reflektieren Sie die Bedeutung der Biografie für sein Menschenbild und die humanistischen Sichtweise der Theorie im Allgemeinen.
Informationstext
Rogers Lebenslauf und seine therapeutische Arbeit prägten in entscheidendem Maße sein Menschenbild und seine Persönlichkeitstheorie.
Carl R. Rogers wurde 1902 in Oak Park, Illinois, USA als viertes von sechs Kindern geboren. Seine Eltern erzogen ihn konservativ und streng pietistisch (protestantische Glaubensrichtung in der das Leben von vielen Verboten, harter Arbeit und einer hohen Wertschätzung bestimmt war). Hierin sind prägende Einflüsse auf die spätere Persönlichkeit Rogers hinsichtlich dem Respekt gegenüber der Würde des Menschen und in Bezug auf das bedingungslose Akzeptieren – welches im Folgendem noch näher erläutert wird – zu finden.
Rogers begann ein Studium der Agrarwissenschaften, wechselte allerdings nach kurzer Zeit zur Theologie bis er schließlich sein Interesse für die Psychologie entdeckte. Er erlernte die streng empirisch-wissenschaftliche Methode des Behaviorismus, die zu jener Zeit das Bild der Psychologie in den USA prägten, von dem er sich später aber abwandte. Bei seiner Arbeit in der Erziehungsberatung kommt er auch mit dem Konzept der Psychoanalyse Freuds in Berührung. Die Auseinandersetzung mit diesen sehr unterschiedlichen Ansätzen beschreibt er später als große Lernerfahrung, die sich stark auf seine spätere berufliche Entwicklung ausgewirkt hat.
Noch während seiner Studienzeit nimmt Rogers eine Stelle als klinischer Psychologe in Rochester an, wo er mit straffälligen und verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen arbeitet. Hier sammelt er für seine spätere Arbeit wichtige Erfahrungen.
1939 erschien sein erstes Buch „The clinical treatment of the problemchild“. Ein Jahr später erhielt er eine Professur an der „Ohio State University“. Rogers entwickelte einen neuen Therapieansatz, der sich grundlegend von den damals vorherrschenden Ansätzen unterscheidet. Die ersten Grundsätze der „klientzentrierten Therapie“ beschreibt er in seinem Buch „Counseling and Psychotherapy“ (1942). Nach fünf Jahren in Ohio wechselt er nach Chicago, wo er das „Counseling Center“, ein Zentrum für Praxis und Forschung in Beratung und Therapie aufbaut. 1957 ging er nach Madison und 1963 nach La Jolla bei San Diego (Kalifornien). Carl Rogers starb am 4. Februar 1987 im Alter von 85 Jahren.
Seine umfassenden Erfahrungen in der Therapie und seine zahlreichen Untersuchungen zum Prozess der Veränderung des Verhaltens hat Rogers in der personenzentrierten Theorie der Persönlichkeit zusammengefasst.
Das Menschenbild von Rogers und seine Forschungsmethoden
Fallsituation: Das neue Jobangebot
Humanistisch wird die Theorie von Carl R. Rogers deshalb genannt, weil der Mensch im Mittelpunkt steht und er als „von Natur aus gut“ bezeichnet wird. Eine wichtige Grundannahme ist:
- Der Mensch besitzt ein ihm eigenes individuelles Potential, um sich selbst zu entfalten und zu verwirklichen. Er ist in seinem Wesen einzigartig.
Exemplifikation
Herr Reißer ist ein motivierter, engagierter und fachlich qualifizierter Mitarbeiter. Im beruflichen Sinne steckt hier ein hohes individuelles Potential in der Person.
Im Zentrum der humanistischen Persönlichkeitstheorie steht also das Individuum. Man betrachtet, wie es sein Selbst und die Außenwelt wahrnimmt und welche Erfahrungen es macht.
Ein wesentliches Ziel, auf das der Mensch ausgerichtet ist, ist das der Selbstverwirklichung.
- Der Mensch besitzt von Natur aus die Tendenz zur Selbstverwirklichung im Sinne des Strebens nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sowie nach Verwirklichung und Ausschöpfung seiner eigenen Möglichkeiten.
Exemplifikation
Durch eine Weiterbildung zum Meister und auch dem Erreichen des ADA-Scheins möchte Herr Reißer seine individuellen Potentiale weiter ausschöpfen. (Tendenz zur Selbstverwirklichung)
Er strebt es an, mit jungen Menschen aus seiner Firma zu arbeiten und diesen bei ihrer beruflichen Ausbildung zu helfen. Deshalb suchte er auch ein Mitarbeitergespräch zu seinem Vorgesetzten. (Verwirklichung/ Ausschöpfung seiner Möglichkeiten)
Als Vertreter der humanistischen Psychologie geht Rogers davon aus, dass jedes Individuum im Mittelpunkt der Welt seiner eigenen Erfahrungen lebt; es reagiert also so auf seine Umwelt, wie es sie subjektiv erfährt und wahrnimmt.
- Die Wahrnehmungen werden durch neue Erfahrungen immer wieder überprüft, so dass eine ,,verlässliche Realität“ aufgebaut werden kann. Der Körper reagiert dabei physisch und psychisch als organisiertes Ganzes.
Exemplifikation
Das Angebot des Vorgesetzten stellt Herr Reißer vor neue Erfahrungen. Diese werden mit dem aktuellen beruflichen und persönlichen Können abgeglichen und Herr Reißer bewertet das Angebot des Vorgesetzten negativ. Er ist sogar sehr unglücklich darüber.
Rogers erkennt aber durchaus auch die zerstörerische Kraft die dem Menschen inne wohnt. Jedoch ist er der Meinung, dass ein aggressiver, hasserfüllter Mensch krank, also neurotisch sei und geheilt werden könne. Diese Annahme basiert auf sorgfältigen Auswertungen seiner klinischen Fallstudien.
- „Ich habe kein euphorisches Bild von der menschlichen Natur: Ich weiß, dass Individuen aus Abwehr und innerer Angst sich unglaublich grausam destruktiv, unreif, regressiv, asozial und schädlich verhalten können. Es ist dennoch einer der erfrischendsten und belebendsten Aspekte meiner Erfahrung, mit solchen Individuen zu arbeiten und die starken positiven Richtungsneigungen zu entdecken, die sich auf den tiefsten Ebenen bei ihnen wie bei uns finden.“ (Rogers, Carl, R.: Die klientzentrierte Gesprächspsychotherapie, übersetzt von Erika Nosbüsch, Frankfurt a. M., Fischer 1996)
Exemplifikation
Herr Reißer zeigt seit kurzen ein sehr unkooperatives Verhalten zu seinen Kollegen. Er lässt Arbeitsschritte aus bzw. gibt sie anderen Kollegen in Auftrag. Weiterhin manipuliert er bestimmte Mitarbeiter, um die Stimmung gegen den Vorgesetzten anzuheizen. Auch verändert er Arbeitsprozesse, sodass den Auszubildenden häufiger Fehler passieren und die Produktion mangelhaft wird.
Seine klinischen Fallstudien dienten Rogers als Ausgangsmaterial für seine psychologischen Theorien. Er wandte sich dabei weitgehend der bewussten Persönlichkeit zu und bemühte sich um objektive Methoden.