Der Begriff Persönlichkeit

Aufgaben:

1. Bestimmen Sie für sich den Begriff Persönlichkeit und notieren Sie Merkmale, die diesen beschreiben können.

2. Informieren Sie sich nun über die Merkmale des Persönlichkeitsbegriffs mittels des Informationstextes.

3. Machen Sie sich zum Experten der Merkmale und halten Sie die zentralen Annahmen auf einem Übersichtsblatt fest.

4. Ergänzen Sie Ihr Übersichtsblatt mit Ideen darüber, ob ein Persönlichkeitstest aus einer Zeitschrift bzw. dem Internet diesen Merkmalen gerecht wird.

5. Reflektieren Sie, inwiefern Ihre Ideen vom Beginn dieser Einheit den Merkmalen zuzuordnen sind.

Informationstext

Die Frage, was die menschliche Persönlichkeit, den Charakter oder das Wesen ausmacht und wie sich die Persönlichkeit beschreiben lässt, beschäftigt Philosophen, Schriftsteller und Wissenschaftler bereits seit der Antike.

Eine der ältesten Persönlichkeitstypologien stammt von dem Arzt Hippokrates (460 bis 377 v. Chr.), der Menschen nach dem jeweiligen vorherrschen der vier Säfte im Menschen (Blut, Schleim, gelbe & schwarze Galle) in die vier verschiedenen Temperamentstypen sanguinisch, phlegmatisch, cholerisch und melancholisch einteilte.

Jedoch geht der Begriff weit über den Temperaments- oder den Charakterbegriff hinaus. Die Persönlichkeit besteht aus  relativ stabilen, zeitüberdauernden Merkmalen, die als Persönlichkeitseigenschaften („traits“) bezeichnet werden können. Persönlichkeitsmerkmale enthalten u.a. das äußere Erscheinungsbild, Werthaltungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Denk- und Handlungsmuster, Interessen, Begabungen, und noch viel mehr von einer Person.

Persönlichkeitseigenschaften können, aber andererseits auch vielfältigen Veränderungen unterliegen, die sich natürlich aufgrund von Entwicklungen ergeben. (vgl. Entwicklung)

Man war lange Zeit der Auffassung, dass die Persönlichkeitsentwicklung mit dem frühen Erwachsenenalter abgeschlossen sei. Eine aktuelle Untersuchung mit mehr als 130.000 Testpersonen im Alter von 21 bis 60 Jahren zeigt jedoch, dass sich die menschliche Persönlichkeit auch über das 30. Lebensjahr hinaus weiter entwickelt und verändert (Srivastava et al., 2003). Die Studie belegt, dass Menschen mit zunehmendem Alter verträglicher, gewissenhafter und emotional stabiler werden. Andererseits gehen Extraversion und Offenheit im Alter zurück. (vgl. Big Five – Costa und MC Crea)

Weiterhin beschreibt Pervin den heutige gültigen Persönlichkeitsbegriff sehr treffend:

„Persönlichkeit bezieht sich auf die einzigartigen psychologischen Merkmale eines Individuums, welche die Grundlage der konstanten, situationsübergreifenden Muster des Fühlens, Denkens und Verhaltens ausmachen. Diese stehen miteinander in Beziehung und formen das einzigartige, unverwechselbare Individuum mit seiner Persönlichkeitsstruktur. (Pervin, L.A., Persönlichkeitstheorien, München, 2000)

Persönlichkeit ist also kein einheitliches, greifbares Gebilde, sondern ein komplexes Konstrukt, das verschiedene Aspekte beinhaltet. Die oben genannte Begriffsbestimmung enthält folgende Begriffsmerkmale:

Persönlichkeitstheorien im Überblick

In der folgenden Tabelle wird ein Überblick über einige wichtige Persönlichkeitstheorien gegeben, die nach unterschiedlichen Richtungen eingeteilt sind:

Ansatz/Menschenbild Theorie Vertreter
  • tiefenpsychologisch:
    Der Mensch ist ein dynamisches System, das von verschiedenen Energien gesteuert wird.
  • psychoanalytische Theorie
Sigmund Freud
  • individualpsychologische Theorie
Alfred Adler
  • Theorie der psychosozialen Persönlichkeitsentwicklung
Erik. H. Erikson
  • behavioristisch:
    Der Mensch ist ein Wesen, das nahezu ausschließlich von Umweltreizen beherrscht wird.
  • Reiz-Reaktions-Theorien
John B. Watson
  • kognitivistisch:
    Der Mensch ist ein aktives und problemlösendes Wesen, das überlegt handelt.
  • sozial-kognitive Theorie
Albert Bandura
  • Theorie der persönlichen Konstrukte
George A. Kelly
  • humanistisch:
    Der Mensch ist in seinem Kern „gut“ und strebt danach, eine gesunde und selbstbestimmte Persönlichkeit zu entwickeln
  • personenzentrierte Theorie
Carl Rogers