Pädagogische Mündigkeit als übergeordnetes Erziehungsziel

Aufgaben:

1. Überlegen Sie, welche Menschen in Ihrem Umfeld Sie als gut erzogen bzw. gebildet betrachten würden. Begründen Sie Ihre Einschätzung.

2. Informieren Sie sich über die pädagogische Mündigkeit als übergeordnetes Bildungs- und Erziehungsziel.

3. Notieren Sie die wichtigsten Informationen in Ihre Unterlagen.

4. Reflektieren Sie Ihre bei Aufgabe 1 vorgenommene Einschätzung unter Einbezug der gewonnenen fachlichen Kenntnisse.

Informationsmaterial

In zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen wird die „Mündigkeit“ als oberstes Ziel aller Erziehungs- und Bildungsbemühungen ausgewiesen. Bereits Kant äußerte sich 1784 zu diesem Begriff:

„Aufklärung ist der ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bemühen. […]“

(Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In: Berlinische Monatsschrift 4 (1784), S. 481)

Erziehung und Bildung sind seitdem eng verbunden mit dem Ziel, die Zu-Erziehenden aus dieser Unmündigkeit herauszuführen, wobei in Anlehnung an Heinrich Roth  die pädagogische Mündigkeit als Komplex verschiedener Kompetenzen interpretiert wird:

Sachkompetenz und kognitive Mündigkeit, d.h. die Fähigkeit zu nützlichen Fachkenntnissen und Fertigkeiten sowie die reflektierte Orientierungsfähigkeit in der Sachwelt.

> d.h. allgemein Kenntnisse und Fertigkeiten bezüglich des Umgangs mit der dinglichen Welt (z.B. Geld, Bücher, moderne Medien) sowie deren kritische Hinterfragung

Sozialkompetenz und soziale Mündigkeit, d.h. die Fähigkeit zur Empathie, d.h. der Einfühlungs- und Kontaktfähigkeit und die Fähigkeit zur Solidarität, d.h. zur Kooperation und zur Konfliktlösung.

> d.h. allgemein die Fähigkeit im Umgang mit anderen Menschen, sowohl in der Familie als auch in anderen Beziehungen (z.B. Freundeskreis, Bekannte) und Einrichtungen/ Organisationsformen (z.B. Schule, Arbeitsplatz, Verein)

Selbstkompetenz und moralische Mündigkeit, d.h. die Fähigkeit zur Handlungsfähigkeit, d.h. zur Selbstständigkeit und die Fähigkeit zur Selbsteinsicht, d.h. zu Selbstverantwortung.

> d.h. die Fähigkeit mit sich und seinem Leben verantwortungsbewusst umgehen zu können und sein eigenes Leben verantwortlich gestalten zu können (z.B. hinsichtlich der persönlichen Anstrengungen für einen Schulabschluss, der Wahl eines Ausbildungsberufes usw.)

Ein Versuch, diese Kompetenzen in einem konkreten Erziehungsziel zu vereinen könnte nun lauten:

Pädagogische Mündigkeit beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, aufbauend auf Sachkompetenz, d.h. Sachverstand und Sozialkompetenz, d.h. sozialer Einsichtsfähigkeit zur Selbstkompetenz, d.h. zur Selbstbestimmtheit ohne Fremdbestimmtheit zu gelangen.

Unerlässlich ist es dabei zu erkennen, dass das Erlangen der pädagogischen Mündigkeit ein lebenslanger Prozess ist, der Lernprozesse und beständige Weiterbildung voraussetzt.

(Roth, H.: Pädagogische Anthropologie. Band 2. Entwicklung und Erziehung. Grundlagen einer Entwicklungspädagogik. Schroedel- Verlag, 1971, S. 456-588)

Testen Sie Ihr Wissen!

Wie genau nun der Zu-Erziehende beim Erreichen dieses Zustandes unterstützt werden kann, fasst Kant in vier Prinzipien der Erziehung zusammen, die jeweils im gegebenen individuellen, sozialen und kulturellen Kontext konkretisiert werden müssen:

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