Leitgedanken Kognitivismus / kognitive Wende

Aufgaben:

1. Informieren Sie sich über die Abgrenzung kognitivistischer Theorien gegenüber dem Behaviorismus.

2. Erstellen Sie eine anschauliche Gegenüberstellung der Menschenbilder und Grundannahmen.

3. Reflektieren Sie die Bedeutung der kognitiven Wende sowohl für die pädagogisch-psychologische Forschung, als auch für die Praxis.

Informationstext

Das Menschenbild des Behaviorismus

Die klassische und die operante Konditionierung werden dem so genannten Behaviorismus (engl./am.: Verhalten) zugeordnet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die (amerikanische) Psychologie vornehmlich am Verhalten von Menschen interessiert. Geistige Prozesse wurden als „nicht-beobachtbar“ und damit nicht wissenschaftlich erfassbar zurückgewiesen.

Aus behavioristischer Sicht ist der Mensch demnach ein Produkt seiner Umwelt. Nach dem britischen Philosophen John Locke kommt der Mensch als „tabula rasa“ (leeres Blatt) auf die Welt – eine Sichtweise die bestimmt, dass jegliches Verhalten durch Erfahrungen mit der Umwelt erlernt wurde und somit auch von außen beeinflusst werden kann. Angeborenes sowie die Bedeutung des Erlebens und Bewusstseins bleiben außen vor.
Der Behaviorismus beschreibt das menschliche Verhalten ausschließlich als Funktion von äußeren Reizen, den Menschen als „Reiz-Reaktions-Maschine“.

Zentrale Aussagen und Begriffe des Behaviorismus

Grundannahme

Nahezu jegliches Verhalten ist erlernt und kann wieder verlernt werden.

Reizkontrolle

Jedes Verhalten wird letztlich durch äußere Reize ausgelöst.

„black-box-Modell“

Äußere Reize wirken auf den Organismus ein, dessen innere Vorgänge nicht objektiv beobachtbar sind. Sie lösen dort jedoch Reaktionen aus, die nach außen objektiv erfasst werden können.

mechanistische Vorstellung
(„Reiz-Reaktions-Maschine“)

Alle psychologischen Gesetzmäßigkeiten können beschrieben werden als Zusammenhänge zwischen bestimmten Reizen und bestimmten Reaktionen,
also als Gesetzmäßigkeiten von Reiz-Reaktions-Verknüpfungen.

Lernbegriff

Jede neue, dauerhafte und von der Außenwelt hervorgerufene Änderung von Reiz-Reaktions-Verknüpfungen wird Lernen genannt.

Das Menschenbild des Kognitivismus

Die Vorherrschaft des Behaviorismus wurde durch die kognitive Wende ab 1960 zurückgedrängt. Menschliches Erleben und Verhalten wird innerhalb der kognitiven Theorien nicht, wie im Behaviorismus, ausschließlich durch Umweltbedingungen erklärt, sondern über kognitive Prozesse.

Das lat. Wort „cognito“ bedeutet Erkenntnis, Erkennen bzw. die Erkenntnis betreffend. Mit kognitiven Prozessen sind Wahrnehmung, Urteilen, Aufmerksamkeit, Verstehen, Denken, Erkennen und Gedächtnisprozesse gemeint. Die kognitive Sichtweise betrachtet den Menschen als informationsverarbeitendes Wesen.

Der Kognitivismus geht davon aus, dass der Mensch ein vernunftorientiertes Wesen ist, das aus bewusster Erkenntnis und Einsicht handelt. Das Gehirn verarbeitet die aufgenommenen Informationen. Das Aufgenommene wird anhand von bereits erworbenen Vorstellungen verarbeitet, was wiederum die Interpretation der Information und eine eventuelle Reaktion beeinflusst.

Zentrale Aussagen des Kognitivismus

Grundannahme

Jedes Erleben und Verhalten entsteht als Produkt von Prozessen der Informationsverarbeitung.

kognitive Prozesse

Prozesse, die die Erkenntnis betreffen sind z.B. Wahrnehmung, Urteilen, Aufmerksamkeit, Verstehen, Denken und Gedächtnisprozesse.

Handlungen

Aktivitäten eines Individuums sind zielgerichtet und gesteuert. Sie können sowohl völlig innerhalb des Individuums ablaufen als auch nach außen erkennbar sein.

kognitive Selbststeuerung

Menschen können ihr eigenes Verhalten selbst beobachten, bewerten und Ziele festlegen.

Lernbegriff

Um das Verhalten eines Menschen zu verändern, muss seine kognitive Struktur verändert werden. Lernen bedeutet also in der kognitiven Lernpsychologie eine Veränderung der kognitiven Strukturen eines Individuums.

Der Mensch wird hier – völlig anders als im Behaviorismus – als aktiver Gestalter seines Weltbildes gesehen. Er „verhält“ sich nicht, sondern er „handelt“. Entscheidend für diese Betrachtungsweise ist die Betonung der Denkprozesse, die zwischen Reizaufnahme und Verhalten stattfinden. Der Mensch handelt nach komplexen Plänen mit der Absicht, ein Ziel zu erreichen. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff der kognitiven Selbststeuerung verwendet.