Aspekte der Selbstwirksamkeit nach Bandura

Aufgaben:

1. Überlegen Sie: Welche konkreten Erwartungen haben Sie dazu bewogen, sich den Anforderungen der ViBOS zu stellen? Beziehen Sie sowohl allgemeine Lebensumstände als auch Ihre eigene Persönlichkeit in Ihre Überlegungen ein.

2. Informieren Sie sich mit Hilfe des Informationstextes über die Bedeutung der Selbstwirksamkeitserwartung sowie deren Einflussgrößen.

3. Notieren Sie zentrale Inhalte (Begriffsklärungen, fachliche Zusammenhänge) anschaulich in Ihren Unterlagen.

4. Erläutern Sie auf der Basis Ihres Fachwissens um die Selbstwirksamkeit das bekannte Sprichwort „Der Glaube kann Berge versetzen“. Ziehen Sie zur Veranschaulichung ein konkretes, zum Sprichwort passendes Beispiel heran.

Informationstext

Erwartungen, die mit einem bestimmten Verhalten bzw. dessen Konsequenzen verbunden sind, bestimmen nach Bandura die Motivation, dieses Verhalten zu zeigen. Demnach entscheidet der Lernende selbst darüber, welches durch Beobachtung erlernte Verhalten er selbst aktiv ausführt – ganz in Abhängigkeit von seinen Zielen und die Aussicht, durch eine bestimmte Handlung zur Zielerreichung beitragen zu können (=Selbstwirksamkeitserwartung).

Dieser Gedanke der Selbstwirksamkeit ist neben den Vorstellungen des allgemeinen Ablaufs des Modelllernens ein zentraler Bestandteil der sozial-kognitiven Theorie.

Bandura unterscheidet in diesem Zusammenhang folgende Erwartungshaltungen1:

Ergebniserwartung

Die Ergebniserwartung ist die Beurteilung einer Person, ob ein Verhalten zu einem positiven Ergebnis führen kann bzw. ob eine unangenehme Konsequenz vermieden oder verringert wird.

ExemplifikationEin junger Mann geht z.B. zum Casting einer Castingshow, wenn er sich davon Ruhm, Anerkennung und Reichtum verspricht. Die Erwartung dieser Verhaltenskonsequenzen stellt einen Anreiz für sein Handeln dar.

Kompetenzerwartung

Die Kompetenzerwartung bezieht sich auf die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten bzw. Fertigkeiten, die für die Umsetzung einer Handlung benötigt werden. Diese Einschätzung ist immer subjektiv, d.h. die Einschätzung kann sowohl realistisch sein, als auch eine Über- bzw. Unterschätzung der eigenen Möglichkeiten darstellen. Ausgangspunkte für die persönliche Kompetenzerwartung können sowohl eigene Erfahrungen, als auch stellvertretende Erfahrungen, Zuschreibungen durch Dritte als auch aktuelle physiologische Zustände (emotionale Erregung, Müdigkeit, Schmerzen o.ä.) sein.

Allgemein gilt, dass die grundsätzliche Einschätzung der eigenen Kompetenzen ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal ist.

ExemplifikationDer Besuch des angesprochenen Castings wird nur dann umgesetzt werden, wenn sich der junge Mann das Singen bzw. Tanzen auch zutraut. Grundlage für die vorgenommene Einschätzung kann z.B. das positive Feedback seiner Freunde bei einer Probevorführung sein, oder aber auch die stellvertretende Erfahrung, dass es so manch „schräger Vogel“ auch schon ohne großes Talent, aber dafür mit seiner witzigen Persönlichkeit aufs Siegertreppchen geschafft hat.

Beide Erwartungen sind Kognitionen der Motivation und bestimmen, wie wir uns mit neuen Situationen auseinandersetzen. Menschen ergreifen dann die Initiative, wenn sie davon überzeugt sind, die notwendigen Handlungen ausführen zu können, und wenn sie zugleich sicher sind, dass diese Handlungen zu den angestrebten Ergebnissen führen. Sie haben also sowohl eine hohe Kompetenzerwartung als auch eine hohe Ergebniserwartung.

Erwartungen/Folgen

hohe
Ergebniserwartung

niedrige
Ergebniserwartung

hohe
Kompetenzerwartung

Kontrollüberzeugung,

aktive
Bewältigung der Anforderung

Frustration/ Verdruss, Aggression

niedrige
Kompetenzerwartung

Hilflosigkeit, Selbstabwertung, Verzweiflung

Hoffnungslosigkeit, Flucht, Vermeidung, Apathie

In einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung kommt somit die optimistische Überzeugung einer Person zum Ausdruck, über die notwendigen Kompetenzen zur Bewältigung schwieriger Anforderungen zu verfügen. Im Vordergrund stehen dabei nicht die objektiven Kompetenzen, sondern der Glaube an diese. Er bestimmt Motivation, Emotionen und Verhalten, wie aus der obenstehenden Tabelle zu entnehmen ist.

In Experimenten konnte dazu gezeigt werden, dass „selbstwirksame“ Personen ihre Erfolgschancen bei objektiv unlösbaren Aufgaben, mit denen sie zudem keine Erfahrungen hatten, höher einschätzten als weniger „selbstwirksame“ Personen. Entsprechend arbeiteten sie länger und intensiver an der Lösung dieser Aufgaben. Vor allem aber wurden sie durch die zwangsläufigen Misserfolge weniger frustriert.

https://www.uni-potsdam.de/fileadmin01/projects/inklusion/PDFs/ZEIF-Blog/Urton_2017_Selbstwirksamkeitserwartung.pdf

Interesse geweckt? Ansätze zum Aufbau einer höheren Selbstwirksamkeitsüberzeugung finden Sie unter:

in Anlehnung an:

  • Heidenreich u.a.: Training Grundwissen Pädagogik, Stark Verlag, 1996, S.65-70
  • Hobmair (Hrsg.): Pädagogik/ Psychologie für die Berufliche Oberschule. Band 1, 4. Auflage, Bildungsverlag EINS, 2017, S. 261-266