Phasen und Prozesse des Modelllernens

Aufgaben:

1. Informieren Sie sich über die verschiedenen Phasen und Prozesse des Modelllernens.

2. Fixieren Sie die zentralen Informationen in einem Hefteintrag.

3. Auch in der Werbung spielt das Modelllernen eine zentrale Rolle. Erläutern Sie ausgehend von den bisher erworbenen Kenntnissen, welche Bedingungen Werbesports aufweisen müssen, um ihre beabsichtigte Wirkung nicht zu verfehlen.

Informationstext

Ausgehend von seinem Experiment schlussfolgerte Bandura, dass nicht jedes erlernte Verhalten unweigerlich ausgeführt werden muss (vgl. Grundexperiment Modelllernen). Bandura unterteilt daher in seiner Theorie den Vorgang des Lernens in zwei Phasen: die Aneignungs- und die Ausführungsphase. Diese beiden Phasen werden wiederum in je zwei Prozesse aufgeteilt.

Die Aneignungsphase unterteilt Bandura in den

  • Aufmerksamkeits- und den
  • Gedächtnisprozess.

Die Ausführungsphase in den

  • motorischen Reproduktionsprozess und die
  • Motivationsprozesse.

Aufmerksamkeitsprozess

Um am Modell zu lernen, muss der Lernende das Modell zunächst einmal bewusst wahrnehmen. Ohne diese Wahrnehmung ist ein erfolgreiches Lernen nicht möglich.
Die Aufmerksamkeit gegenüber einem Modell ist davon abhängig,

  • welche Persönlichkeitseigenschaften das Modell besitzt (z.B. hoher sozialer Status/ soziale Macht, Sympathie bzw. Attraktivität oder Glaubwürdigkeit, Kompetenz),
  • welche Persönlichkeitsmerkmale den Beobachter kennzeichnen (z.B. Interesse bzw. Offenheit gegenüber dem Lernen am Modell, Orientierungslosigkeit, frühere Erfahrungen),
  • welche Beziehung zwischen den beiden besteht (v.a. hohe Wertschätzung, gewisser Grad an Abhängigkeit) und
  • in welcher Situation sie sich befinden (d.h. Modellverhalten hebt sich ab/ ist gut beobachtbar, mittleres emotionales Erregungsniveau des Beobachters o.ä.).

Exemplifikation: So wird attraktiven, erfolgreichen und einflussreichen Modellen oftmals besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Bestehen Ähnlichkeiten zwischen Beobachter und Modell (hinsichtlich Geschlecht, Alter, Aussehen usw.), dann wird die Aufmerksamkeit zunehmend gesteigert und somit der Einfluss auf das spätere Verhalten erhöht.

Gedächtnisprozess

Ausgehend von einer aktiven Verarbeitung des Wahrgenommenen im Gehirn erfolgt nun die bildliche bzw. sprachliche Kodierung der Inhalte sowie deren Einordnung in die bereits bestehenden kognitiven Strukturen (Vorwissen) im Gedächtnis. Der Lernende verfügt nun über einen Vorrat an latentem, d.h. noch nicht aktivem Wissen, welche er bei späterer Gelegenheit in die Tat umsetzen kann.

Motorische Reproduktionsprozesse

Um ein vorher beobachtetes Verhalten ausführen zu können, reicht es meistens nicht aus, das Verhalten nur beobachtet zu haben. Vielmehr bedarf es der entsprechenden Motivation und oftmals noch viel Übung, um das Beobachtete in der gewünschten Form in die Tat umzusetzen. Allgemeine Voraussetzungen hierfür sind neben den angeeigneten Wissensbeständen auch die körperlichen Fähigkeiten, um zumindest Teilaspekte des angeeigneten Wissens in konkrete Handlungen umzusetzen. Nicht selten sind gerade bei motorischen Dingen mehrere korrigierende Wiederholungen erforderlich.

Exemplifikation: Jemand, der einem Pianisten bei einem Konzert genau auf die Finger gesehen hat, kann daheim noch lange nicht so gut Klavier spielen. Er muss die einzelnen Schritte erst einüben, er muss seine Grob- und Feinmotorik schulen. In diesem Prozess wird das Gespeicherte immer wieder mit dem Ergebnis der Handlung verglichen und gegebenenfalls korrigiert.

Motivationsprozesse

Die Motivation einer Person, ein Verhalten wiederzugeben, beeinflusst die Wahrscheinlichkeit der Ausführung des durch Beobachtung erlernten Verhaltens. Man führt eher das Verhalten aus, von dem man sich eine Bekräftigung verspricht. Verhaltensweisen, von denen man sich Nachteile oder Misserfolg verspricht, unterlässt man.

Der zentrale Unterschied zu den bisher dargestellten behavioristischen Lerntheorien (Konditionierungstheorien) besteht dabei darin, dass nicht mehr die unmittelbar auf ein Verhalten folgenden Konsequenzen die weitere Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens bestimmen. Vielmehr entscheidet die gedankliche Vorwegnahme der möglichen Konsequenzen auf ein Verhalten, ob es zur Ausführung des Gespeicherten kommt oder nicht.