Das Kontingenzschema des operanten Konditionierens
Aufgaben:
1. Informieren Sie sich mit Hilfe des Informationsmaterials über das Kontingenzschema und die damit verbundenen Arten der Verstärkung bzw. Bestrafung i.S.d. operanten Konditionierens.
2. Fassen Sie die zentralen Erkenntnisse schriftlich zusammen. Orientieren Sie sich hierbei an der abgedruckten Tabelle.
3. Veranschaulichen Sie an selbstgewählten Beispielen aus Ihrem (beruflichen) Alltag, dass jemand durch Verstärkung gelernt bzw. durch Bestrafung zu vermeiden gelernt hat. Beziehen Sie in Ihre Ausarbeitung alle relevanten Fachbegriffe mit ein.
4. Reflektieren Sie kritisch über die vorgebrachten möglichen Formen der Bestrafung in der pädagogischen Praxis.
Informationstext zum Kontingenzschema des operanten Konditionierens
1. Grundlagen des Schemas
Besteht zwischen einem Verhalten und der darauffolgenden Konsequenz eine Verbindung i.S.v. einem erkennbaren Zusammenhang, so wird dies in der Fachliteratur mit dem Begriff Kontingenz bezeichnet. Im sogenannten Kontingenzschema lässt sich der Zusammenhang von Reizdarbietung und darauffolgender Konsequenz sehr gut darstellen. Als Kontingenz bezeichnet man die Beziehung zwischen Verhalten und der nachfolgenden Konsequenz.
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Stimulus |
… wird dargeboten |
… wird entfernt |
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Positiver Verstärker |
Positive Verstärkung:
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Indirekte Bestrafung (Bestrafung durch Verstärkerentzug)
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Negativer Verstärker |
Direkte Bestrafung (Bestrafung durch aversiven Reiz):
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Negative Verstärkung:
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Exemplifikation Arten der Verstärkung (vgl. auch Abschnitt „Theorie des Lernens durch Verstärkung“):
Ein Kind hat gelernt, dass auf Quengeln, Schreien und Weinen im Supermarkt der positive Verstärker „Süßigkeit“ folgt. Es handelt sich demnach um eine positive Verstärkung, da eine angenehme Konsequenz auf das Verhalten folgt. Auf der anderen Seite haben aber auch die Eltern gelernt, dass man mit dem Erfüllen des Wunsches nach „Süßigkeiten“ den unangenehmen Zustand des Quengelns, Schreiens und Weinens des Kindes beenden kann. Es handelt sich dabei um eine negative Verstärkung. Beide Arten der Verstärkung werden wahrscheinlich dazu beitragen, dass sich der Vorgang in einer ähnlichen Situation wiederholen wird.
2. Indirekte und direkte Bestrafung
Neben den beiden Verstärkungsformen wird das Kontingenzschema durch die Möglichkeiten einer Bestrafung vervollständigt. Unterschieden werden die direkte Bestrafung (Darbietung einer unangenehmen Verhaltenskonsequenz) und die indirekte Bestrafung (Beendigung einer angenehmen Verhaltenskonsequenz bzw. die Verwehrung einer solchen).
Der Versuch, Verhalten durch Bestrafung zu verändern bzw. durch Bestrafungsformen zu mindern wird heute weitgehend abgelehnt. Verschiedene Untersuchungen haben ergeben, dass Formen der Strafe (v.a. körperliche) weitaus weniger wirksam sind, als in zahlreichen Alltagstheorien angenommen. Auch Skinner lehnte die Bestrafung als Mittel der Veränderung von Verhalten ab, weil ihm die Probleme der Bestrafung bekannt waren.
Exemplifikation: Bestraft man ein Kind für unerwünschtes Verhalten an der Supermarktkasse (Weinen, Quengeln…), so zeigt man ihm lediglich negative Konsequenzen, jedoch keine alternative Verhaltensweise auf. Das Kind lernt daher höchstens, das unerwünschte Verhalten zu unterdrücken, nicht aber eine grundsätzliche Veränderung der Verhaltensweise i.S.v. höflich nachfragen o.ä..
Die Folge von Strafe ist oft eine emotionale Reaktion. Werden solche negativen Gefühle auf andere Situationen übertragen, kommt es zu weiteren Problemen.
Exemplifikation: Bestrafen die Eltern das Kind hart für das unerwünschte Verhalten, so kann es passieren, dass dieses die Bestrafung nicht mit dem Fehlverhalten, sondern mit den Eltern in Verbindung bringt. Das Eltern-Kind-Verhältnis wird dadurch belastet.
3. Löschung von Verhalten
Skinner wollte auch in Erfahrung bringen, was geschieht, wenn eine Verhaltensweise, die durch Verstärkung erworben wurde, nicht mehr verstärkt wird. Er stellte fest, dass nach einiger Zeit der Nichtverstärkung das Verhalten immer seltener auftrat und schließlich nicht mehr gezeigt wurde. Durch das Weglassen des Verstärkers bildet sich das vorher gelernte Verhalten wieder zurück. Wie auch schon beim klassischen Konditionieren spricht man hier von Löschung (Extinktion).
Exemplifikation: Im Beispiel des Kindes im Supermarkt kann sich die Extinktion darin zeigen, dass die Eltern auf das Verhalten des Kindes nicht weiter eingehen. Dies gilt vor allem dann, wenn davon auszugehen ist, dass das Kind das Weinen/das Quengeln durch die positive Verstärkung (=Gabe der Süßigkeiten) erlernt hat. Gehen die Eltern aber nicht weiter in dieser Form auf das gezeigte Verhalten ein, verstärken es also nicht, so ist es wahrscheinlich, dass das Weinen und Quengeln mit der Zeit abnimmt und schließlich nicht mehr gezeigt wird.
Wichtig ist, dass sich dieser Erfolg, nachdem es sich um einen intensiven Lernprozesse handelte, nicht bei einmaliger Nichtverstärkung einstellen wird. Dies ist sehr unwahrscheinlich.
Übung zum Kontingenzschema
Ordnen Sie die Beispiele zu!